Serie »Buga, Bibel und Botanik« (22)
Die Toten unterm Apfelbaum

Gemälde "Adam und Eva" von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553), um 1546.  | Foto: epd-bild/akg-images
  • Gemälde "Adam und Eva" von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553), um 1546.
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Langsam grüßt uns der Herbst mit seinen leuchtenden Äpfeln. Schon Karl der Große gab um das Jahr 795 in seiner Landgüterverordnung verschiedene Apfelsorten vor. Im 12. Jahrhundert kamen von dem französischen Kloster Morimond Obstzüchtungen in das Zisterzienserkloster Pforta (heute: Schulpforta). In dessen Landgut Borsdorf bei Leipzig wurde daraus die „Borsdorfer Renette“ gezüchtet, eine der wichtigsten Apfelsorten des Mittelalters. Über die Zisterzienserklöster verbreitete sich diese Züchtung weit in Europa.

Bleiben wir ein wenig beim klösterlichen Leben. Auf dem berühmten Klosterplan von St. Gallen können Sie eine überraschende Entdeckung machen. Im Frühmittelalter lag der Begräbnisplatz der Mönche mitten im Obstgarten. Blühen, Reifen, Ernte und Winterruhe erinnerten an das Werden und Vergehen des Menschen. Gleichzeitig war das neue Erblühen im nächsten Jahr ein Zeichen der Hoffnung auf die Auferstehung. So wurde der Friedhof bildhafter Ausdruck des Glaubens der Menschen.

Natürlich können wir nicht über den Apfel sprechen ohne uns zu fragen: Wie kommt eigentlich Eva zu ihrem Apfel? In der Bibel finden wir keinen Hinweis auf einen Apfelbaum im Paradies, es ist lediglich von einem „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“ die Rede. Mit den Studien des Isidor von Pelusium im 4. Jahrhundert setzte sich der Apfel als Frucht des Sündenfalls durch. Nicht zuletzt dank der Wortgleichheit von „Apfel“ und „Übel“ im Lateinischen. Beides heißt in der lateinischen Bibelübersetzung „malum“. Durch die Bilder von Lucas Cranach und anderen Künstlern hat sich der Apfel ins Bewusstsein gebrannt. Und so deutet auch der Apfel, nach dem das Jesuskind greift, auf Christus, der die Sünden der Welt auf sich nimmt.

Aber nun genießen Sie doch erst einmal einen verführerisch süßen, und irgendwie-gar-nicht-einmal-so-„üblen“ Apfel.

Gartenpfarrer Johannes Schmidt

Autor:

Online-Redaktion

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