Serie "Buga, Bibel und Botanik" (6)
Blumengruß für Knastbrüder

Pfarrer Johannes Schmidt
 | Foto: Conny Mauroner

Diesmal geht es mit einer Pflanze in das Reich der Märchen und Sagen. Vielleicht haben Sie diese Pflanze mit den weißen Blütenglöckchen und den grünen Spitzen sogar in Ihrem Garten. Gemeint ist das Salomonssiegel, auch Wohlriechender oder Duftender Weißwurz genannt.

Als herausragende biblische Könige gelten David und sein Sohn und Nachfolger Salomo. Dessen Weisheit war so berühmt, dass die Königin von Saba ihn besuchte. Salomos Siegelring galt als Zeichen von Macht und Weisheit. In vielen orientalischen Märchen spielt er eine Rolle, um etwa einen Geist wieder in eine Flasche zu bannen. Einer Legende nach soll König Salomo mit Hilfe der Wurzel ebendieser Pflanzen die Felsen gesprengt haben, welche ihm bei seinem Tempelbau im Weg gewesen waren.

Die wundertätige Wurzel konnte jedoch nur mit Hilfe eines Spechtes gefunden werden. Einfach ausgegrabene Wurzeln hatten keinerlei Wirkung. Noch bis ins 16. Jahrhundert hinein gab es Verordnungen, dass solche „Springwurzeln“ von Inhaftierten wegen Fluchtgefahr ferngehalten werden mussten. Man glaubte, dass sich mit ihrer Hilfe verschlossene Türen durch Zauberschlag öffnen ließen.

Das Salomonssiegel hat eine ähnlich reizvolle Ausstrahlung wie das Maiglöckchen, gehört aber zu den Spargelgewächsen. Die Blütenglöckchen hängen aufgereiht wie Perlen an den Blattachsen. Um an den süßen Nektar in den Röhrenblüten zu kommen, brauchen Insekten einen langen Rüssel. Hummeln mit kurzem Rüssel beißen einfach seitlich ein Loch in die Blüte. Wenn das Salomonssiegel schließlich sein Laub verliert, kann man genau erkennen, wie die Pflanze zu ihrem Namen kam. Denn wenn der oberirdische Spross abstirbt, hinterlässt er eine siegelähnliche Narbe auf dem Wurzelstock.

Mitteleuropa ist seit Jahrhunderten vom Christentum geprägt. Und so spiegeln sich Geschichten und Personen der Bibel auch in Pflanzennamen wieder. Denken wir beispielsweise an die „Jakobsleiter“ oder den „Aronstab“. Ein so sichtbar enges Verhältnis zwischen Sprache und Christentum ist nur aus einer inneren Haltung heraus möglich. Schauen sie sich doch einfach mal um, welche „frommen Pflanzen“ ihnen noch begegnen!

Gartenpfarrer Johannes Schmidt

Autor:

Online-Redaktion

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