Jubiläum: 60 Jahre Melanchthon-Stiftung
Die Idee kam vom Fürsten

Bildungsgerechtigkeit heißt für mich, alle nach ihren Möglichkeiten zu fördern. In der Realität ist es aber so, dass die Lernstärkeren oft sich selbst überlassen werden“, sagt Jan Rossa. Der 39-Jährige ist Vorstandsmitglied der Melanchthon-Stiftung, die in diesem Jahr ihr 60. Jubiläum feiert.

Gegründet wurde sie als sogenanntes Schüler-Freistellenwerk unter dem Dach der Evangelischen Landeskirche von Westfalen. Die Initiative dazu kam von ehemaligen Schülern der einstigen Fürstenschulen Schulpforta bei Naumburg, Sankt Afra in Meißen und Sankt Augustin in Grimma. Im 16. Jahrhundert hatte Kurfürst Moritz von Sachsen die Internatsschulen ins Leben gerufen. Sein Ansinnen, so erklärt es Karsten Müller, Pfarrer in Halle und Vorsitzender des Kuratoriums der Melanchthon-Stiftung: Niemand solle aus materiellen Gründen von Bildung ausgeschlossen sein.
Diese Idee hätten die Ehemaligen nach der deutschen Teilung bewahren wollen, sagt Müller. Und so ging mit der Etablierung der Stiftung auch die Gründung der „Evangelischen Landesschule zur Pforte“ in Meinerzhagen im Jahr 1968 einher. Das Internatsgymnasium im Sauerland sollte die Bildungstradition der Landesschulen, die aufgelöst oder sozialistisch umgestaltet waren, in der Bundesrepublik fortführen. Mit der Wiedervereinigung und der Auflösung der Schule in Meinerzhagen 1997, habe man sich dann wieder auf die einstigen Schulstandorte konzentriert, sagt Müller.


„Dadurch hatte ich die Möglichkeit, ganz andere Projekte zu verfolgen“

Heute unterstützt die Stiftung mehr als zwei Dutzend Schüler an den drei Fürstenschulen sowie an der Klosterschule Roßleben. Die förderwürdigen Schüler werden dabei von der Schule vorgeschlagen. Derzeit prüfe man aber, ob Schüler zukünftig auch die Möglichkeit zu Initiativbewerbungen haben sollen, erklärt der Kuratoriumsvorsitzende.
"Jemand, der gut ist auf einem Gebiet, sollte die bestmöglichen Bildungschancen haben – unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern", sagt Rossa. Er spricht aus Erfahrung. Als Schüler in Schulpforta war auch er Melanchthon-Stipendiat. „Dadurch hatte ich die Möglichkeit, ganz andere Projekte zu verfolgen“, erklärt er. So hat er bereits als Abiturient den Wettbewerb „Chemie – die stimmt!” ins Leben gerufen. Hervorragende schulische Leistungen allein seien als Förderkriterium jedoch nicht ausreichend, weiß Rossa. „Ausschlaggebend ist, dass sich die Schüler im Internat einbringen und etwas an die Gemeinschaft zurückzugeben.“
Auf dieses Verständnis baut auch die Stiftung. „Leider gehen unsere Einnahmen auf Grund der Situation an den Finanzmärkten in den letzten Jahren kontinuierlich zurück“, erklärt Müller. Zwar bemühe man sich um eine kluge Anlagenpolitik im Rahmen der Vorschriften. Um jedoch weiter Stipendien für begabte Jugendliche absichern zu können, wirbt die Stiftung unter anderem bei Ehemaligen um Zustiftungen.
Auch Müller war Schüler in Schulpforte. Weil er diese Zeit sehr genossen habe, sagt er, fühle er sich seiner "Alma Mater" heute noch eng verbunden. „Ich kenne kaum jemanden, der in Pforte war und dem es nicht ein Bedürfnis wäre, etwas zurückzugeben.“

(red)

Autor:

Online-Redaktion

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