Thüringer Akademien 2024
Demokratiefrust und Umbaulust

Foto: EAT/Sabine Zubarik

Wie ist es um die Demokratie bestellt, wie kann die junge Generation für ihre politische Teilhabe gestärkt werden, und welche Rolle wird die Kirche in Zukunft spielen? Die Akademien im Süden der EKM stellen diese Fragen 2024 ins Zentrum ihrer Jahresprogramme.

Von Beatrix Heinrichs

Die Evangelische Akademie Thüringen nimmt dabei in ihren verschiedenen Veranstaltungs- und Fortbildungsformaten auch die DDR-Geschichte in den Blick.

So zum Beispiel im September mit der Bausoldatentagung in Neudietendorf: Zum 60. Jahrestag der Bausoldaten soll die derzeitige Lage von Kriegsdienstweigernden und Desertierenden weltweit diskutiert werden. Dabei sollen auch Kontroversen der aktuellen friedensethischen Diskussion aufgegriffen werden. Mit der Information über Alltag und Repression in der DDR der 1980er-Jahre befasst sich ein Methoden-Workshop in der Jugendbildungsstätte Junker Jörg in Eisenach im September. Im Fokus stehen soll das Karten-Rollenspiel „Allersleben“, das es Jugendlichen ermöglicht, in die Zeit einzutauchen und so historische Ereignisse kritisch zu hinterfragen.Der Ost-West-Debatte widmet die Evangelische Akademie im März einen Abend in Erfurt. Unter der Überschrift „Tausend Aufbrüche“ wird die Zeithistorikerin Christina Morina beim Augustinerdiskurs ihre Forschungen zu den Demokratievorstellungen von Bürgern in West und Ost vorstellen.

Demokratievermittlung könne heute nur gelingen, wenn man einander zuhöre und Position beziehe, meint Akademiedirektor Sebastian Kranich. "Und: demokratische Prozesse müssen praktisch eingeübt werden, von Jugendlichen wie Erwachsenen." Einen Beitrag dazu soll die Tagung: „Demokratie ist ein Marathon. Über den Umgang mit rechten Parteien im Südosten Deutschlands“ leisten, zu der die evangelischen Akademien Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen und Berlin im April nach Halle einladen.

Im siebten Jahr ihres Bestehens befasst sich die Ökumenische Akademie Gera-Altenburg mit der Kirche selbst. Das Veranstaltungs-Highlight sind sieben Abende "über das Inszenieren, Konservieren und Transformieren von Kirchenräumen", wie es im Jahresprogramm heißt. Gefragt wird sowohl nach der Perspektive für die Gebäude als auch der sozialen Reichweite von Kirche. Relevanz gewinnt die Schwerpunktsetzung vor dem Hintergrund der zunehmenden Kosten, die Kirchengemeinden für den Erhalt ihrer Gebäude aufbringen müssen. Oft bestehe ein Spannungsverhältnis zwischen äußerer Hülle und Inhalt, sagt der Akademieleiter Frank Hiddemann.

Selbst in entkirchlichten Regionen sei eines interessant zu beobachten, so der Pfarrer: "Gebäude sind identitätsstiftend. Wenn es um die Sanierung von Glocken, Turm oder Orgel geht, helfen alle mit." Gehe es allerdings darum, neue Nutzungskonzepte zu erproben, tue man sich schwerer. Wie sich mit Kirchen Geld verdienen lässt und welche Ideen aus der Immobilienbranche hilfreich sein könnten, soll unter andrem beleuchtet werden.

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Beatrix Heinrichs

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