Kunstmuseum Moritzburg
Was der Bauernkrieg mit der Gegenwart zu tun hat

- Das Mosaik "Solar Peasants" (Solarbäuerinnen) von Mikołaj Sobczak verbindet "drei Schwestern" mit Pflanzen, die in der Ackerbautradition indogener Bauern Nordamerikas als heilig gelten, mit der Historie um Müntzer.
- Foto: Claudia Crodel
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Anlässlich der dezentralen Landesausstellung „Gerechtigkeyt 1525“ wartet das Kunstmuseum Moritzburg in Halle bis zum 14. September mit der Schau „Planetarische Bauern. Landwirtschaft, Kunst, Revolution“ auf und zeigt, wie aktuell Fragen und Problemstellungen sind, die vor 500 Jahren zu den Bauernkriegsereignissen führten.
Von Claudia Crodel
Anca Bernara und Arnold Estefán lassen Strohraketen aus einer riesigen grauen Wand starten. Edgaro Navarro lässt farbige Erden und Salz (aus Mexiko und Halle) zu einem filigranen Mandala mit Motiven aus Mexiko und Halle rieseln. Es ist ein Kunstwerk auf Zeit, das nur bis zum Ausstellungsschluss überdauern wird. Auf rund 2500 Quadratmetern Ausstellungsfläche werden 30 künstlerische Positionen von über 40 Künstlern aus allen Teilen der Welt in der Moritzburg vorgestellt, die eigens für die Ausstellung entwickelt wurden, meist sogar vor Ort entstanden. Das Wort „planetarisch“ im Titel der Schau bezieht sich auf das Bewusstsein, dass die Erde nicht nur von den Menschen bewohnt oder „gemacht“ wird. Und es zeigt zugleich, dass das Handeln der Menschen katastrophale Folgen haben kann. Es geht um das Erhalten von Gottes Schöpfung.
Wahrscheinlich sei hier noch nie soviel aktuelle Kunst von internationalen Künstlern zugleich gezeigt worden, sagt Christian Philipsen, Generaldirektor der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt. „Es ist eine kleine ,documenta’, die wir hier auf die Beine gestellt haben“, meint sogar der Museumsdirektor Thomas Bauer-Friedrich. Er und Daniel Herrmann, Direktor der Werkleitz-Gesellschaft, sind die Leiter der künstlerischen Aktion.
„Den kuratorischen Ausgangspunkt der Ausstellung bilden strukturelle Ungleichheiten und die Benachteiligung der Zivilgesellschaften. Diese führten und führen weltweit immer wieder zu Unruhen und gesellschaftlichen Krisen. Analog zu den Zwölf Artikeln, die die Bauern 1525 aufstellten, worin in Artikel 1 die freie Pfarrerwahl oder in Artikel 3 die Abschaffung der Leibeigenschaft sowie in der Konsequenz aller Artikel eine auf das Gemeinwohl aller ausgerichtete Verfassung der Gesellschaft gefordert werden, geht es auch heute um Fragen der tatsächlichen Teilhabe aller Mitglieder der Zivilgesellschaft und der Inklusion von ausgegrenzten Teilen der Gesellschaft. Und es geht auch um Fragen von Stadt-Land-Unterschieden, ungleichen Bildungsbedingungen und Auswirkungen des Klimawandels“, erklärt Thomas Bauer-Friedrich. Oft ist zudem die DDR ein Thema, die Geschehnisse 1989 oder der Blick auf den Bauernkrieg in den Museen der DDR.
Der Ausstellungsbesucher bekommt ein Begleitheft in die Hand, das mit zusätzlichen Informationen durch die Ausstellung leitet. Da einige Künstler bis zur Eröffnung der Schau an ihren Kunstwerken arbeiteten, wird der Katalog erst im Juli vorliegen. Ein Begleitprogramm lädt zu Vorträgen, Musik und Performances ein.
Autor:Claudia Crodel |
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