Nutzung von Kirchengebäuden
Sind zwei noch genug?

St. Cyriaki in Liedersdorf | Foto: Beatrix Heinrichs
  • St. Cyriaki in Liedersdorf
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Wo aber zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen", heißt es im Matthäus-Evangelium. Ganz so einfach scheint die Rechnung ob knapper personeller Ressourcen im Verkündigungsdienst nicht mehr aufzugehen.

Von Beatrix Heinrichs

So zum Beispiel in Liedersdorf. Der Ort im Kirchenkreis Eisleben-Sömmerda hat um die 270 Einwohner. 19 von ihnen gehören laut Angaben des Kirchenkreises der Kirchengemeinde an. Gottesdienste werden hier aber seit geraumer Zeit nur noch einmal im Jahr gefeiert: an Heiligabend!

Was aber tun mit einer Kirche, die so selten nur noch genutzt wird? Eine Frage, die auch Landesbischof Friedrich Kramer auf der Frühjahrstagung der EKM-Synode stellte. Antworten muss jede Kirchengemeinde für sich finden. In Liedersdorf liegt die letzte Sanierung der St. Cyriaki nunmehr 18 Jahre zurück. 2005 wurde der Turm der jahrhundertealten Dorfkirche gesichert. "Baumaßnahmen sind in der nächsten Zeit nicht geplant, zudem ist die Kirche auch von innen gut erhalten", sagt Tobias Körnig, Prädikant mit Predigtauftrag im Pfarrbereich Beyernaumburg und Mitglied im Gemeindekirchenrat. In vielen der kleinen Dorfgemeinden sei die Besucherzahl bei den Gottesdiensten schwankend. Auch zwei Dörfer weiter, in der Kirche St. Georg in Sotterhausen, gebe es nur am Heiligabend eine Christvesper. "Gedanken über eine anderweitige Nutzung der Liedersdorfer Kirche haben wir uns im GKR noch keine gemacht", sagt Körnig. Er hofft, dass der Kirchenkreis in Fragen der Gebäudenutzung auf die Kirchengemeinden zugeht. Eine Öffnung von St. Cyriaki hin zur politischen Gemeinde, beispielsweise im Rahmen einer kulturellen Nutzung für Konzerte oder andere Veranstaltungen, sei durchaus denkbar. "Große Erwartungen haben darf man aber nicht", meint er, da der Ort nur eine kleine Verbandsgemeinde sei. Öffnung bedeutet Engagement – und das muss auch leistbar sein.

Seit 1990 sind auf dem Gebiet der EKM insgesamt 14 nicht mehr genutzte und zuvor entwidmete Kirchen veräußert worden. Aktuell steht in Thüringen im Kirchenkreis Greiz das vor knapp zwei Jahren aufgegebene Gotteshaus in Greiz-Aubachtal zum Verkauf. Auf dem Immobilienportal der Evangelischen Kirche ist die neogotische Gründerzeitkirche für einen Verkaufspreis von 50 000 Euro verzeichnet. Anders zum Beispiel als bei den unzähligen Pfarrhäusern, die hier auch gelistet sind, ziert das Foto der Kirche die Markierung "Reserviert". Derzeit gibt es eine Gruppe dreier junger Greizer, die das Gotteshaus zu einer Kulturstätte umnutzen wollen. Ihre Konzeptidee haben sie kürzlich bei einer Informationsveranstaltung vorgestellt. Die Reservierungsoption der Kirchengemeinde gelte vorerst bis Ende Mai, dann solle entschieden werden, sagt Sven Klein vom Kreiskirchenamt Gera. So bestehe die Herausforderung wohl darin, dass die Bewerbergruppe den Kaufpreis, der durch Crowd-Funding finanziert werden soll, derzeit noch nicht aufbringen könne.

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Beatrix Heinrichs

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