Ökumene
Ordenszentrum auf einer archäologischen Sensation

Ökumenische Höfe: Das neue Kloster entsteht neben der Stadtmauer. Hier wurde auch die romanische Stube gefunden.  | Foto: Renate Wähnelt
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In Magdeburg präsentiert sich katholische Kirche ganz gegen den Trend: "Prima, dass ihr etwas aufbaut, wenn sonst nur was geschlossen wird", hört Prämonstratenserpater Clemens Dölken immer wieder, wenn er von seinem Herzensprojekt erzählt.

Von Gregor Krumpholz

Denn in Zeiten vieler Klosterschließungen wagt sein Orden den umgekehrten Weg.

In den "Ökumenischen Höfen", einem Stadtquartier mit evangelischen und katholischen Einrichtungen der Gemeinde- und Hochschulseelsorge, errichten die Prämonstratenser einen neuen Klosterbau. Zwischen der katholischen Kirche Sankt Petri und der evangelischen Wallonerkirche soll er zum neuen Zentrum des traditionsreichen Ordens in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt werden. Nach 350 Jahren sind die Prämonstratenser seit 1991 dort wieder präsent und engagieren sich vor allem in der Gemeinde- und Hochschulseelsorge.

In der Geschichte der Prämonstratenser ist Magdeburg von kaum zu überschätzender Bedeutung. Die bedeutende mittelalterliche Metropole war die letzte Wirkungsstätte des Ordensgründers Norbert von Xanten, der von 1126 bis 1134 Magdeburger Erzbischof war. So fiel die Wahl fast zwangsläufig auf die Elbestadt, als die Abtei Duis-burg-Hamborn nach dem Ende der DDR eine Niederlassung in den neuen Bundesländern gründen wollte.

Bislang leben vier Mitglieder des Ordens in einem Pfarrhaus in Magdeburg-Cracau, bis ihr neuer Klosterbau im Frühjahr bezugsfertig sein und auch für weitere Mönche sowie Gäste Platz bieten soll. Unter den wachen Augen von Pater Dölken, dem Prior der Magdeburger Gemeinschaft, ist derzeit noch der Innenausbau zügig im Gange. "Hoffen wir, dass es so bleibt", betont der Ordensmann.

Selbstverständlich ist das nicht, wie Dölken bald nach Baubeginn 2018 erlebte. Bei den Ausschachtungsarbeiten an den Resten der Magdeburger Stadtmauer kam eine "romanische Stube" zutage, ein Gewölbe aus dem 12. Jahrhundert. Eine Sensation in einer Stadt, die 1631 und 1945 gleich zweimal weitgehend zerstört wurde und nun vergleichsweise wenige historische Baudenkmale aufweist. Die Entdeckung führte faktisch zu einem zweijährigen Baustopp: Erst wurde die "romanische Stube" archäologisch erforscht und dann fachgerecht saniert. Nun soll sie auch öffentlich und barrierefrei zugänglich werden.

Dem Klosterbauprojekt brachte die Verzögerung durch das archäologische Juwel außer einer zusätzlichen touristischen Attraktion auch "fast kaum zu stemmende Mehrkosten", so Pater Dölken. Derzeit veranschlagt er die Baukosten auf insgesamt 3,8 Millionen Euro, rund doppelt so hoch wie beim Baustart vor vier Jahren. Davon tragen rund zehn Prozent, also 400 000 Euro, der Orden sowie eine Million Euro die deutschen Diözesen. Jeweils rund 200 000 Euro kommen vom Bonifatiuswerk, das Einrichtungen von Katholiken in Minderheitenlage fördert, sowie von Stiftungen. Die verbleibenden Kosten, immerhin rund zwei Millionen Euro, sollen laut Dölken durch Spenden finanziert werden.

Viele tausend Euro will ein Ordensbruder von Pater Dölken auf ungewöhnliche Weise aufbringen. So absolvierte Pater Tobias Breer, ein passionierter Marathonläufer für soziale Projekte, zusammen mit einigen Unterstützern den "1. Romanik-Magdeburg-Marathon". Die Initiative seines Ordensbruders sieht Pater Dölken auch als Devise für das ganze Klosterbauprojekt: "Der Weg ist lang, aber das Ziel ist klar", zeigt sich der Prämonstratenserprior optimistisch.

(kna) 

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