Lehrer und Schüler freuen sich aufeinander
Lernen mit Abstand

Platzanweisung: Die Christliche Sekundarschule Gnadau hat die Tische markiert, damit die Abstände stimmen. | Foto: Ev. Johannes-Schulstiftung
  • Platzanweisung: Die Christliche Sekundarschule Gnadau hat die Tische markiert, damit die Abstände stimmen.
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Die Kinder haben ein großes Redebedürfnis, wenn sie jetzt wieder in die Schule kommen; da können wir gar nicht genug zuhören“, sagt Michael Bartsch. Er ist Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Johannes-Schulstiftung, Trägerin von drei Sekundarschulen und sechs Grundschulen in Sachsen-Anhalt. „Wir pflegen schon immer die Kultur der Morgenkreise und Andachten. Die Kinder kommen und können sagen, was sie bewegt. Das ist ein großer Wert“, ist er überzeugt, dass diese Kultur auch bei der seelischen Bewältigung der Ausnahmesituation hilft.
Der Präsenzunterricht läuft in Sachsen-Anhalt seit dem 23. April Schritt für Schritt an, mit Abstands- und Hygieneregeln. Wie die einzuhalten sind, muss jede Schulleitung entscheiden. Schließlich sind die Bedingungen überall unterschiedlich. Die Stiftung koordiniert und befördert den Erfahrungsaustausch. Unterricht in der Sporthalle wegen des nötigen Abstands ist vielleicht nicht nur in Haldensleben möglich, so ein Beispiel. „Die Lehrerinnen und Lehrer sind hoch motiviert. Ich bin froh zu merken, was für tolle Mitarbeiter wir haben. Vielleicht ist der Motivationshorizont an evangelischen Schulen auch ein anderer“, sinniert Michael Bartsch und erzählt, dass von den älteren Lehrern, also aus der Risikogruppe, alle bis auf eine Lehrerin in die Schulen zum Unterricht kommen. „Die haben wir gebeten, dass sie zu Hause bleibt, aber sie bereitet die Stunden vor und begleitet per Video.“
Mit der Schulschließung und dem Unterricht aus der Ferne betraten die Schulen und das Bildungsministerium ebenso Neuland wie mit der schrittweisen Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts. „Ich bin dankbar, dass mit dem Ministerium immer eine Klärung möglich ist“, sagt Michael Bartsch. Die Stiftung habe immer dafür plädiert, die Kinder so schnell wie möglich aus der Isolation zu holen, da „wir merkten, dass einige in eine Depression gleiten oder durch fehlende Strukturen in eine Verwahrlosung rutschen“. Nun erlebe er, dass mit Fantasie und Einfühlungsvermögen der Schulbetrieb weitergehe und auch der Unterricht im Wechselschichtsystem, das nach Pfingsten eingeführt wird, um Gruppen klein zu halten, bewältigt wird.
Die Eigenverantwortung der Schulleitungen gehört zur Struktur der Stiftung. Jetzt forderte allein der unterschiedliche Zugang zum Internet Einzellösungen, da nicht überall digitaler Unterricht möglich ist. „Das Digitale ist ohnehin immer nur ein Hilfsmittel. Wirklich wichtig ist das Beieinandersein, der Augenkontakt; wir erleben den Wert der Gemeinschaft“, fasst Michael Bartsch Erfahrungen aus der Krise zusammen. Die Lehrer wollen ihren Kindern nahe sein, die Kinder wollen in die Schule. „Und es bleibt hoffentlich die Erkenntnis: Eltern sind keine Lehrer und umgekehrt eine größere Wertschätzung für den Lehrerberuf.“
Renate Wähnelt 

Autor:

Online-Redaktion

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