Keine Parallelstrukturen schaffen

Erste Hilfe: Die Evangelische Lukasstiftung unterstützt ein Krankenhaus in Lwiw. Felix Kalbe hat den Transport begleitet.  | Foto: Felix Kalbe
  • Erste Hilfe: Die Evangelische Lukasstiftung unterstützt ein Krankenhaus in Lwiw. Felix Kalbe hat den Transport begleitet.
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Gotha – Lwiw: Gerade einmal zehn Stunden mit dem Auto entfernt und doch zwei völlig unterschiedliche Welten", schreibt Felix Kalbe auf seinem Facebook-Profil.

Von Beatrix Heinrichs

An den vergangenen beiden Wochenenden begleitete er einen Hilfstransport der Evangelischen Lukasstiftung Altenburg in die Ukraine. Kalbe, der sich viele Jahre im Landesjugendkonvent der EKM engagiert hat, zeigt sich beim Telefonat sehr bewegt von den Szenen an der polnisch-ukrainischen Grenze. "Man kann sich das nicht vorstellen, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat", erklärt er und zeichnet die Bilder von den vielen in der Kälte auch nachts an der Grenze ausharrenden Menschen nach. Hier trennten sich die Wege von Familien, weil Väter oder Söhne im Land bleiben müssen. Auch habe er erfahren, wie Familien hätten umkehren müssen, weil die zur Ausreise nötigen Dokumente fehlten.

Vor Ort im ukrainischen Lwiw habe er eine große Anspannung gespürt, erinnert er sich. In der Stadt gäbe es zwar noch öffentlichen Nahverkehr, der einen Anschein von Alltag erwecke. Gleichzeitig bereite man sich in dem Ärztehaus, das die Lukasstiftung unter anderem mit Medikamenten unterstützt, mit Hochdruck auf die Notversorgung von Kriegsversehrten vor. In der Einrichtung seien normalerweise niedergelassene Ärzte untergebracht, erklärt Kalbe. Nun würden hier unter anderem Operationssäle eingerichtet. "Dabei fehlt es an mehr als Kochsalzlösung oder Morphium", meint Kalbe. Benötigt würden auch PVC-Böden oder Materialien zur Abdunklung der Fenster. "Es ist so furchtbar, dass so etwas in Europa passiert", sagt der junge Christ und betont, wie wichtig die humanitäre Unterstützung für die Ukraine sei.

So wie die Altenburger Lukasstiftung organisieren in diesen Tagen und Wochen unzählige kirchliche Initiativen in der EKM Hilfe und Spenden sowohl für die Menschen in der Ukraine als auch für die Geflüchteten hier vor Ort in Deutschland. "Ich rate dringend von Eigeninitiativen ab. Besser ist es, die behördlichen Strukturen zu nutzen und den Kommunen vor Ort Unterstützung anzubieten", sagt Petra Albert, Beauftragte für Migration und Interreligiösen Dialog in der Landeskirche. Bei den zahlreichen Anfragen, die sie täglich erreichten, versuche sie hauptsächlich zu vermitteln, sagt Albert.

Die Verteilung und Unterbringung der Geflüchteten hier in Deutschland obliege Ländern und Kommunen, so die Migrationsbeauftragte weiter. Daher sei es wichtig, seitens der Kirchengemeinden keine Parallelstrukturen zu schaffen, sondern mit bereits bestehenden und funktionierenden öffentlichen Netzwerken zusammenzuarbeiten. "Die Landeskirche prüft derzeit, ob wir zum Beispiel leerstehende Pfarr- oder Gemeindehäuser haben, die wir den kommunalen Trägern zur Nutzung anbieten können."

Ehrenamtlichen in den Kirchengemeinden rät sie, ihre Unterstützung da anzubieten, wo sie von den Geflüchteten nach ihrer Ankunft in Deutschland unmittelbar benötigt würde. "Das können Behördengänge, Kinderbetreuung oder Dolmetscherdienste sein." Auch wies Albert auf die vielen Kinder und Jugendlichen unter den Flüchtlingen hin. "Evangelische Kindergärten und freie Schulträger können ihre Kapazitäten prüfen, um eine sensible und zeitnahe Integration zu ermöglichen." 

Infos zu Unterstützungsmöglichkeiten finden Sie auf einer Themenseite der EKM:
cutt.ly/ekm-ukraine 

Autor:

Beatrix Heinrichs

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