Kirchenkreis Halberstadt
Glocke fährt nach Holland

Hoch oben in der Glockenstube hängt die historische, aber gerissene Bronzeglocke. Eine über 500 Jahre alte lateinische Inschrift auf der Johannis-Glocke erzählt von Glauben und Hoffnung der Menschen. | Foto: Uwe Kraus
  • Hoch oben in der Glockenstube hängt die historische, aber gerissene Bronzeglocke. Eine über 500 Jahre alte lateinische Inschrift auf der Johannis-Glocke erzählt von Glauben und Hoffnung der Menschen.
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Wie schwer die mittelalterliche Glocke der Halberstädter Johanniskirche von 1397, auch als Johannisglocke bezeichnet, ist? Pfarrer Arnulf Kaus von der evangelischen Kirchengemeinde und der EKM-Glockensachverständige Christoph Schulz zucken mit den Schultern.

Von Uwe Kraus

Sie wurde noch nie gewogen. „Aus Wandungsdicke und Durchmesser lässt sich vermuten: Sie wiegt so zwei Tonnen.“

Die Glocke auf dem freistehenden Turm, der zwischen einer altstädtischen Häuserfront und einem Park etwas versteckt steht, verstummte 2010. Damals entdeckte man Risse in der Haube, so dass ein weiteres Läuten gefährlich geworden wäre. „Die Reparatur der Glocke ist uns ein wichtiges Anliegen, das nicht nur die historische Bedeutung des Instruments unterstreicht, sondern auch ein Symbol der Hoffnung und Besinnung in turbu-lenten Zeiten darstellt“, betont Arnulf Kaus, der seit 2017 hier Gottesdienste feiert, Konzerte organisiert und seine christlichen Pfadfinder hier versammelt.

„Gemeinsam mit engagierten Bürgern und Unterstützern möchten wir dieses historische Kleinod wieder zum Klingen bringen und so die Tradition und den Glauben unserer Gemeinschaft stärken“, hebt der Pfarrer bei der Übergabe von Fördermitteln durch Ostdeutsche Sparkassenstiftung und Harzsparkasse hervor. Neben dieser Finanzspritze konnte ein Drittel der Gesamtkosten für die Restaurierung von etwa 30 000 Euro durch großzügige private Spenden aufgebracht werden, dazu kommt Unterstützung vom Kirchenkreis und der Landeskirche.

Andrea Wenzel, die Baureferentin des Evangelischen Kirchenkreises Halberstadt, verweist hoch oben in der Glockenstube auf die zahlreichen Besonderheiten der größten Fachwerk-Kirche Norddeutschlands. Sie ist knapp 300 Jahre jünger als die Glocke, auf der zwei Ritzungen zu entdecken sind, die sich auf Johannes beziehen. Sie stammt aus dem ehemaligen St. Johannesstift und ist eine von zwei erhaltenen Glocken in der Gemeindekirche St. Johannis. Eine dritte Glocke wurde im Jahr 1833 umgegossen. Glocken rufen zur Einkehr, Besinnung und zum Gebet. Sie sind Zeichen der Hoffnung, besonders in krisengeschüttelten Zeiten, hebt Pfarrer Kaus hervor.


"Die Reparatur stellt auch ein Symbol der Hoffnung und Besinnung in turbulenten Zeiten dar"

Bevor die beschädigte Glocke ihren Ton wieder über der Stadt schweben lassen wird, müssen jedoch noch einige Schritte bewältigt werden, angefangen von der Demontage der 1,27 Meter hohen Glocke, die laut den Worten der Baureferentin durch den freien Stand des Turmes eher unkompliziert werden wird, über ihre Reparatur in einem holländischen Glockenschweißwerk, bis hin zur erneuten Aufhängung. Der Glockensachverständige Christoph Schulz wird diesen Weg begleiten. „Die spröde und an manchen Stellen dünngeschlagene Bronzeglocke muss bis auf eine Schweißtemperatur von 440 Grad aufgeheizt und dann kontrolliert abgekühlt werden, was etwa zwei Wochen dauert.“

Arnulf Kaus und seine Gemeindeglieder hoffen: „Möge das erste Geläut nach der Restaurierung ein Friedenssignal sein.“ Ihr Zeitplan sieht vor, die Glocke rechtzeitig zum nächsten Johannistag, dem 24. Juni 2024, und damit dem 376. Geburtstag der Kirche, wieder erklingen zu lassen. „Für das Johannis-Wochenende haben wir sogar schon eine Taufe im Kalender.“

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Online-Redaktion

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