Corona-Hilfe
Fürsorge-Telefon und Mutmachläuten

Bis zu 50 Gespräche täglich führt die Telefonseelsorge in Halle zur Zeit. Das ist ein Drittel mehr als im Januar und Februar, teilte Pfarrerin Dorothee Herfurth-Rogge mit. Das Thema Coronavirus dominiert dabei die Gespräche: „Viele möchten über ihre Angst reden, möchten wissen, mit welchen Einschränkungen sie in den nächsten Tagen und Wochen zu rechnen haben", sagt die Leiterin der Telefonseelsorge in Halle.
Einsamkeit, Unsicherheit und Angst sind die beherrschenden Themen dieser Tage. Dagegen helfen eigentlich soziale Kontakte; doch ausgerechnet in diesen Tagen sind die Menschen angehalten, diese auf das Nötigste zu beschränken.
Die Mitarbeiter in der Telefonseelsorge versuchen deshalb, so gut es geht, Abhilfe zu schaffen. Sie sind gut dafür ausgebildet, geduldig zuzuhören und die Sorgen und Probleme der Menschen ernst zu nehmen. „Zuhören und Geduld gehören zu den Kernkompetenzen unserer Mitarbeiter“, sagt Herfurth-Rogge. Mit großer Kreativität unterstützen sie, den Ratsuchenden Hilfe zur Selbsthilfe zu geben: Lassen sich längst verloren geglaubte Interessen und Hobbys neu entdecken? Wie kann man in Kontakt kommen und bleiben, ohne sich dabei gegenüberzusitzen? Was ist mit skypen, chatten, mailen oder telefonieren? „Es ist erstaunlich“, sagt Herfurth-Rogge, „welche neuen Ideen in diesen Gesprächen entstehen.“ Selbst das Tagebuch- oder das Briefschreiben werde wiederentdeckt.
Da einige Mitarbeiter aus gesundheitlichen Gründen ihre Dienste zur Zeit nicht leisten können, spreche man gezielt ehemalige Kollegen an, ob sie Möglichkeiten sehen, während der Corona-Krise ihren Telefondienst wieder auszuüben.
Nicht nur regional übergreifend, sondern auch ganz lokal engagieren sich in diesen Tagen Christen für ihre Mitmenschen. Im Kirchenkreis Halle-Saalkreis wurde bereits Mitte März ein Nachbarschaftshilfe-Netzwerk ins Leben gerufen. Ob einer Risikogruppe angehörig oder unter Quarantäne stehend: in den kommenden Tagen werden immer mehr Menschen Hilfe bei ganz praktischen Dingen benötigen. Die Gemeinden des Kirchenkreises Halle-Saalkreis sind in dieser schwierigen Situation für diese Personen da. Wer Teil dieser Helfergemeinschaft werden möchte, kann sich beim Pfarramt vor Ort melden oder auf einem Online-Portal registrieren.
Über das Pfarramt St. Nicolai in Osterburg (Kirchenkreis Stendal) organisieren die Junge Gemeinde und weitere Ehrenamtliche Einkaufsdienste und Botengänge. "Egal, ob Lebensmittel, Katzenfutter, Medikamente, Zeitschriften, Bücher oder Briefmarken, wir sind gern behilflich, die Dinge zu besorgen und zu transportieren", sagt Pfarrer Gordon Sethge.
Der Kirchengemeindeverband Schönebeck (Kirchenkreis Egeln) hat am vergangenen Wochenende das "Fürsorge-Telefon" eingerichtet. Derzeit gebe es zwar viele Hotlines, an denen Menschen Informationen, Vorschriften, Empfehlungen rund um das Thema Corona erfragen können. "Diese Hotlines sind natürlich sehr wichtig. Wir aber möchten den Menschen, die alleine sind, die einfach mal jemanden zum Reden brauchen oder die über ihre Angst und Not sprechen wollen, eine Möglichkeit bieten, dies über unser Fürsorge-Telefon zu tun. Wir nehmen uns Zeit dafür und hören diesen Menschen zu", heißt es von den Gemeinden.
Am anderen Ende der Leitung sind die Anrufer mit Menschen verbunden, die sich Zeit nehmen und die ebenso ganz konkret Auskunft geben können, wo zum Beispiel Gottesdienste übertragen werden oder wo es praktische Hilfe gibt, zum Beispiel beim Einkaufen. Auch die Möglichkeit zum Gebet besteht, ganz persönlich oder indem ein Gebetswunsch an der Gebetswand der Jakobikirche hinterlassen werden kann. Jeden Mittwoch, 18.30 Uhr, werden Gebete in der Offenen Jakobikirche vor Gott gebracht.
Ein ökumenisches Mutmachläuten gibt es schon seit der vergangenen Woche in Bad Liebenwerda. Jeden Tag soll dabei an andere Menschen gedacht werden: An die, die in Gesundheitsberufen arbeiten, an die Einsamen, an die Verunsicherten, an die Selbstständigen. Täglich, 19 Uhr, läuten die Glocken der Stadt. Gebetsanliegen nimmt Pfarrer Torben Linke entgegen. Er sagt: "Jedes Gebet zählt! Egal wie kurz, egal wie ungeschliffen, egal wie wortlos." (red)

Wichtige Nummern
Telefonseelsorge (0 800) 111 0 111 oder (0 800) 111 0 222
telefonseelsorge.de

Fürsorge-Telefon in Schönebeck (0 39 28) 42 31 53, täglich 10 bis 11 Uhr und 17 bis 18 Uhr

Einkaufshilfe der Jungen Gemeinde Osterburg, Kontakt über das Pfarramt (0 39 37) 8 26 95 und über Pfarrer Gordon Sethge, sethge@kirchenkreis-stendal.de

www.engagiert-in-halle.de

Mobile Corona-Nothilfe-Nummer der Diakonie im Kirchenkreis Halle-Saalkreis (01 70) 849 846 0 

Autor:

Katja Schmidtke

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