Heiligenstadt: Wie sich Christian Stützer für das jüdische Erbe engagiert
Dem Vergessen auf der Spur

Erinnerungsort: 1817 wurde in Heiligenstadt der Jüdische Friedhof angelegt, der bis 1947 genutzt wurde. | Foto: Christian Stützer
2Bilder
  • Erinnerungsort: 1817 wurde in Heiligenstadt der Jüdische Friedhof angelegt, der bis 1947 genutzt wurde.
  • Foto: Christian Stützer
  • hochgeladen von Online-Redaktion

Das Vergessen verhindern. Die jüdische Geschichte meiner Stadt lebendig halten“, so beschreibt Christian Stützer, katholischer Christ und Sprecher des Initiativkreises „Jüdisches Erbe in Heiligenstadt“, sein Anliegen.

Von  Christine Bose

Geweckt worden sei sein Interesse für das Thema im Jahr 2006 bei einem Vortrag im Marcel-Callo-Haus, dem Jugend- und Erwachsenenbildungshaus des Bistums Erfurt, erinnert er sich. Der damalige Dompfarrer Christian Gellrich sprach dabei über die Geschichte jüdischer Bürger in Heiligenstadt und im Eichsfeld. Nur ein Jahr später gründete sich der Initiativkreis, in dem heute über dreißig Mitglieder wirken. Und noch im Gründungsjahr initiierte der Kreis die Verlegung der ersten „Stolpersteine“. Inzwischen gibt es 46 dieser Pflastersteine, die an jüdische Mitbürger in Heiligenstadt erinnern.

Bereits während seines Jurastudiums an der Friedrich-Schiller-Universität Jena galt Christian Stützers Aufmerksamkeit den „Stolpersteinen“. Er hält Kontakt zur jüdischen Landesgemeinde Thüringen in Erfurt. In München besuchte er Nachkommen jüdischer Heiligenstädter Bürger, steht in Verbindung mit in den USA lebenden Nachfahren, immer bestrebt, Wissenswertes zu erfahren, aufzuschreiben, weiterzugeben, zu bewahren für kommende Generationen.

In seiner Heimatstadt Heiligenstadt geht er bei thematischen Stadtführungen mit den Interessierten an die Stätten ehemaligen jüdischen Lebens. In der Straße „Am Jüdenhof“ erfahren sie zum Beispiel, dass sich hier wahrscheinlich vor dem 14. Jahrhundert die erste jüdische Siedlungsstätte befand. An Wohn- oder Geschäftshäusern spricht er über die Biographien jüdischer Familien, die im 19. und 20. Jahrhundert hier gelebt haben. Darüber hinaus sei das Thema "jüdisches Erbe" auch in die Religiöse Kinderwoche, einer sommerlichen Feriengestaltung für katholische Schulkinder, schon einbezogen, erklärt Stützer.

Für seinen langjährigen unermüdlichen Einsatz in der Erforschung und Vermittlung jüdischer Geschichte in Heiligenstadt wurde Stützer im November vergangenen Jahres mit der Kulturnadel des Freistaates Thüringen ausgezeichnet – ein Ansporn für Stützer, sich auch weiterhin zu engagieren. Und so sind für den Herbst wieder eine Stadtführung und auch ein Gang über den historischen Friedhof vorgesehen. Am 9. November soll in der Stubenstraße an der Stelle der einstigen Synagoge ein Gedenken an die jüdischen Mitbürger stattfinden. Der Investor des neuen Hauses hat sich verpflichtet, eine Gedenkstätte an gut sichtbarer Stelle anzubringen, für deren Inhalt der Initiativkreis zuarbeiten wird.

Erinnerungsort: 1817 wurde in Heiligenstadt der Jüdische Friedhof angelegt, der bis 1947 genutzt wurde. | Foto: Christian Stützer
Christian Stützer | Foto: Christine Bose
Autor:

Online-Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.