Wort zur Woche
Zwischen Auferstehung und Zuversicht

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Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.
2. Korinther 5, Vers 17

Von Jörg Uhle-Wettler

Wer sich im Volk der Sachsen künftig ungetauft versteckt halten und nicht zur Taufe kommen, sondern Heide bleiben will, der soll des Todes sterben.“ So ordnete 785 Karl der Große die Zwangstaufe aller Sachsen an. Wohl kaum einer der damit beauftragten fränkischen Priester beherrschte damals die sächsische Sprache oder verfügte über einen Dolmetscher. Die da ins Wasser getrieben wurden, verstanden höchstwahrscheinlich nur den Wink mit dem Schwert. Wir müssen davon ausgehen, dass es nur in Ausnahmefällen zu einem Taufgelöbnis kam – mit der Absage an den Teufel und Donar nebst Kollegen und dem Bekenntnis zum dreieinigen Gott.

Der Skandal der Sachsentaufe blieb kein Einzelfall. Er wiederholte sich. Skandalöse Geschichten stehen im Zusammenhang mit unserem eigenen Christsein. Es könnten unsere Vorfahren gewesen sein, die auf diese Weise „neue Kreatur in Christus“ geworden sind. Es könnten ebenso unsere eigenen Urahnen gewesen sein, die andere Zeitgenossen unter Androhung von Gewalt davon überzeugt haben, das Alte – die angestammte Religion der Väter – vergangen und vergessen zu machen.

Die Worte des Apostels Paulus stehen in engem Zusammenhang mit der Botschaft von der Versöhnung, zwei Verse weiter: „Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selbst.“ Konkret wird das Neue, das die Taufe zeichenhaft abbildet, im Wort von der Versöhnung, der die Christen nachzuleben haben.

Wir Getauften dürfen uns nicht länger mit der Botschaft der Versöhnung bedeckt und versteckt halten. Wir leben in einer Welt, in der man mächtiger Interessen wegen immer noch Todes sterben muss. Es ist besser, einhundert Stunden umsonst zu verhandeln, als eine Minute aufeinander zu schießen. Der Osterhorizont spannt sich zwischen Auferstehung und Zuversicht. An diesem Sonntag feiern wir das Ende des Zweiten Weltkrieges und beten darum, nicht in einen Dritten zu schlittern.

Der Autor ist Domprediger in Magdeburg.

Foto: Hans-Joachim Stelter
Autor:

Online-Redaktion

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