Karwoche
Unerwartete Wende

Aus der "Hundertwasser-Kirche": Der Künstler Friedensreich Hundertwasser (1928–2000) gestaltete 1987 die St.-Barbara-Kirche in Bärnbach bei Graz in Österreich um. Dem 200 Jahre alten Kreuz hinter dem Altar fügte er einen Strahlenkranz hinzu. Dadurch wird der Gekreuzigte zugleich als der Auferstandene dargestellt. Im Kunsthaus Apolda Avantgarde sollte bereits am 16. Januar eine Ausstellung mit Werken von Hundertwasser gezeigt werden. Wegen der Inzidenzwerte musste der Start immer wieder verschoben werden. Jetzt ist der 15. Mai geplant. Die Ausstellung soll dafür bis Anfang September ver-längert werden. (www.kunsthausapolda.de) | Foto: Foto: epd-bild/Norbert Neetz
  • Aus der "Hundertwasser-Kirche": Der Künstler Friedensreich Hundertwasser (1928–2000) gestaltete 1987 die St.-Barbara-Kirche in Bärnbach bei Graz in Österreich um. Dem 200 Jahre alten Kreuz hinter dem Altar fügte er einen Strahlenkranz hinzu. Dadurch wird der Gekreuzigte zugleich als der Auferstandene dargestellt. Im Kunsthaus Apolda Avantgarde sollte bereits am 16. Januar eine Ausstellung mit Werken von Hundertwasser gezeigt werden. Wegen der Inzidenzwerte musste der Start immer wieder verschoben werden. Jetzt ist der 15. Mai geplant. Die Ausstellung soll dafür bis Anfang September ver-längert werden. (www.kunsthausapolda.de)
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Karwoche: Manchmal läuft einfach alles schief, scheint es keine Perspektiven mehr zu geben. Die nun beginnende Woche zeigt, dass solche Erfahrungen nicht in Hoffnungslosigkeit enden müssen.

Von Fabian Brand

Die Hoffnung stirbt zuletzt, sagen Menschen manchmal, wenn die Perspektiven alles andere als rosig sind. Und manch einer, der nicht so positiv eingestellt ist, fügt dann hinzu: Aber auch die Hoffnung wird sterben.
Was am Ende bleibt, wenn Hoffnungen zerbrechen, wenn alles umsonst war, das ist die Enttäuschung. Sie holt uns immer wieder ein und wirft uns auf den Boden der Tatsachen zurück. So vieles hätten wir uns erträumt, so groß wären unsere Wünsche gewesen. Doch wenn Träume zerplatzen und Hoffnungen sich nicht erfüllt haben, dann sind das herbe und traurige Erfahrungen, die wir uns gerne ersparen würden.

Die Hoffnung stirbt zuletzt: Vielleicht haben sich das auch die Jünger Jesu gedacht, als sie mit ihm zusammen nach Jerusalem hinaufgezogen sind. Schon einige Zeit sind sie ihm nachgefolgt, und irgendwie haben sie gemerkt, dass er mit seinem Verhalten so gar nicht ihre Erwartungen erfüllt. Er kümmert sich um die Armen und Kranken, er wendet sich denen zu, die am Rand der Gesellschaft stehen. Aber ein wirklicher Umsturz ist mit seinem Verhalten nicht verbunden. Die politische Revolution bleibt aus. Und so hoffen die Jünger, dass sich wenigstens hier in Jerusalem das Große ereignen wird, auf das sie so lange schon gewartet haben.

Doch auch die Karwoche ist eine Woche voller Enttäuschungen. Auf einem Esel reitet Jesus am Palmsonntag durch die Tore Jerusalems. Nicht die Herrscher und Machthaber fallen vor dem "König der Juden" nieder, sondern das einfache Volk, das am Straßenrand steht, jubelt ihm zu. Als es hart auf hart kommt, wird Jesus gefangengenommen und gegeißelt. Einsam und verlassen hängt er am Kreuz. Die Enttäuschung, welche diese Tage durchzieht, wird am Karfreitag in einem eindrücklichen Bild zum Ausdruck gebracht: Als Jesus am Kreuz hängend Durst verspürt, wird ihm ein Schwamm mit Essig gereicht. Welche Hoffnung steckt im Ruf Jesu "Mich dürstet!" – und welche Enttäuschung, als der Essig seine Lippen benetzt! Als Jesus am Kreuz stirbt, stirbt auch die letzte Hoffnung aller, die ihre Erwartungen und Sehnsüchte auf ihn gesetzt haben.

So ergeht es uns Menschen in unserem Leben immer wieder: Der bittere Essig der Enttäuschungen relativiert so manche Hoffnung, die uns hilft, unseren Alltag zu durchleben. Und so vieles hatten wir erhofft in den vergangenen Wochen und Monaten: dass sich die Pandemie zügig eindämmen lässt, dass Inzidenz-Werte sinken, dass Impfungen rasch vorangehen, dass wieder ein normaleres Leben möglich wird.
Am Ende bleibt manchmal nur Resignation zurück. Und es drängt sich unermüdlich die Frage auf, ob es nicht besser wäre, ohne Hoffnungen zu leben, weil einem dann wenigstens die Enttäuschungen erspart bleiben. "Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde", sagen die Emmaus-Jünger zum Fremden, der sie auf ihrem Weg begleitet. Die Karwoche hat all ihre Hoffnungen jäh zerbrochen und die Jünger in ein tiefes Loch geworfen, aus dem sie sich langsam wieder heraushangeln müssen. Und was hatten sie nicht alles gehofft! Am Ende müssen sie den in ein kühles Grab legen, der ihre Sehnsüchte hätte erfüllen können.

Erstorbene Hoffnungen können nicht mehr durchs Leben tragen. Sie sind Ballast, den man gerne abwerfen würde und es doch nicht kann. Die Karwoche endet aber nicht mit dem Karfreitag. Die Nacht des Karsamstags bringt eine unerwartete Wende mit sich: "Auferstanden ist Christus, meine Hoffnung", heißt es in der Sequenz des Ostertags. Es gibt eine Hoffnung, die durch alle Enttäuschungen hindurchträgt. Es gibt eine Hoffnung, die Kraft und Leben schenkt, auch wenn alle Sehnsüchte und Erwartungen unerfüllt scheinen. Es gibt eine Hoffnung, die sich dann einstellt, wenn eigentlich alles verloren ist und die Tränen nicht mehr zum Weinen ausreichen.

Es gibt eine Hoffnung, die nie und nimmer sterben wird, weil sie den Tod ein für alle Mal zerbrochen hat: Es ist Christus, der Gekreuzigte. Er zeigt uns, dass keine Enttäuschung so groß sein kann, dass nicht immer neue Hoffnung aus ihr wachsen könnte. (kna)

Autor:

Online-Redaktion

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