Gesang von der Maltesischen Fahrt Pauli
Acta Apostolorum

- hochgeladen von Matthias Schollmeyer
Nach diesen Dingen hatte man beschlossen,
nach Rom gefangen ihn zu führen dann.
So ward in Ketten Paulus fest geschlossen -
Kommando hat der Hauptmann Julian.
Von Adramyta und nach Sidon schifften
nach Zypern wir bis zu der Stadt Myran.
Nach ein paar Wochen Segelei und Driften
ward klar, der Winter naht mit schlechter Sicht -
drum Paulus warnt die Segel neu zu liften,
doch glaubt der Hauptmann dem Apostel nicht.
Man wolle erst bei Phönix überwintern
und bis nach Kreta segeln trotz der Gischt.
Doch Sturmflut kam, um dieses zu verhindern -
kaum das wir halten konnten unsern Kahn.
Dann droht die Syrte uns samt ihren Kindern,
die griffen rasch mit Ungewittern an.
Wir warfen deshalb mit den eignen Händen
die Ladung aus dem Schiffe, Mann für Mann.
Das Unglück konnten wir jedoch nicht wenden
und nichts und niemand mochte Trost uns spenden.
Da alles schien so hoffnungslos verloren,
trat Paulus mitten unter uns und sprach:
„Ihr lieben Männer, leiht mir eure Ohren,
ich mahne euch zur Kraft - und seid nicht zach.
Denn keiner von uns wird sein Leben lassen,
wenn morgen auch dies Schifflein uns zerbrach.
Zur Nacht im Traum - ein Engel tat mich fassen -
rief's mir aus frohem Munde: ‚Zage nicht.
Du mußt beim Kaiser denen, die uns hassen,
die frohe Botschaft künden von dem Licht.’
Doch müsst ihr vorher auf die Insel steuern!”
Da senkten sie aus Blei ein Wurfgewicht
vom Boot hinab zum Grund, dem ungeheuern -
doch maßen nur bei fünfzehn Klafter tief.
Und fürchteten, sie würden balde scheuern
am Grund der See. Der Mast bereits stand schief.
Die Mannschaft wollt’ von Bord, um zu entfliehen,
als laut der Hauptmann sie beim Namen rief,
den Mast zu kappen und die Anker ziehen,
indessen Paulus betete auf Knien.
Und da er endet, griff er in die Brote,
und dankte Gott und gab im Kreis herum -
da aßen sie und kamen neu zu Mute:
Zweihundertsechsundsiebzig mit Gebrumm.
Sie räumten aus das ganze Schiff und warfen
ihr Hab und Gut ins Meer und drumherum.
Doch als es tagte mit Auroras Harfen,
schien fern ein Land, doch keinem Mann bekannt.
Sie richteten die Segel in den scharfen
und grimmen Sturm und hielten auf den Strand,
das Schiff zu lenken in die schwarzen Klippen,
bis krachend im Geklüft der Bugspriet stand.
Das Heck zerbrach vom ungestümen Wippen
der Wogen - alle sprangen in das Meer.
Matrosen und Soldaten mussten nippen
viel von der bittren Salzflut ungefähr.
Und es geschah, wie schon geraunt am Rande
bereits dem Paulus dieser Traum, denn er
verhieß, dass man sich rette nach dem Lande,
des abenteuerlichen Schiffes ganze Bande.
Und da wir alle nun gerettet waren,
erfuhr man, dass die Insel Malta hieß.
Die Leute traten zu uns bald in Scharen
und brachten Brot und Fleisch an warmem Spieß.
Man nahm uns auf und um des Regens willen,
der uns die Frostnacht reichlich spüren ließ,
wuchs bald ein prasselnd Feuer aus der stillen
Glutasche, wo wir saßen rings im Kreis.
Als Paulus aber raffte aus den vielen
Aststücken, die da lagen Reis um Reis,
ein Weniges, die Flamme anzufachen,
schoss eine Otter aus dem Haufen heiß.
Und dem Apostel fuhr der böse Drachen
an seine Linke und senkt ihren Zahn
in Pauli Hand mit giftig fauchem Rachen.
Die Leute sahen sich bedeutsam an
und heimlich sprach man leise zueinander:
„Ein Mörder sicherlich ist dieser Mann.
Traf ihn ein Fluch? Dem Meerestod entrann er.
Doch hat ihn nun bestraft der Salamander.”
Doch Paulus schlenkerte das Tier ins Feuer -
und dem Apostel drohte keine Not.
Zwar warten alle, dass ganz ungeheuer
die Hand nun schwöll’, bis dass er fänd’ den Tod.
Weil aber nichts geschah in solcher Weisen
da wähnten sie, dass Paulus wär ein Gott.
Und stimmten an ihr Lob - welch hohes Preisen -
und trugen uns in ihre schöne Stadt.
Dort, Publius mit Namen er geheißen,
drei Tage lang uns gut beherbergt hat.
Der Vater dieses Mannes litt am Fieber
und lag mit Ruhr im Bette müd' und matt.
Zu dem ging der Apostel hin und wieder
und betete mit aufgelegter Hand.
Da machte ihn gesund kraft frommer Lieder
der HERR, weil der Apostel sang. Es fand
die ganze Insel bald zum Christusglauben,
und viele Toren kamen zu Verstand.
Als dann die Brutzeit anfing für die Tauben,
da winkten wir vom Schiff mit unsern Hauben …
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