Wort zur Woche
Gotteskind sein ist keine Haltungsfrage

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Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Römer 8, Vers 14


Der Erste Sonntag nach Epiphanias folgt dem Epiphaniasfest auf dem Fuße, und mit ihm folgen die vom Geist getriebenen Gotteskinder den „Königen“ aus dem Morgenland. Sie folgen dem Stern – als fände ein kleiner Wettlauf im Jahreskalender statt. Aber der ist gar nicht nötig, auch nicht in diesem Jahr.

Von Johann Schneider

Das erste Gotteskind unserer Zeitrechnung, es ist noch da: in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegend. Kein zukünftiger Machthaber, keine kommende Ära von Gewaltherrschaft, kein Wettlauf irgendeiner Art. Das erste Gotteskind unserer Zeitrechnung begründet ein neues Verständnis für alle Gotteskinder: Sein Verzicht auf Status durchbricht die Mechanismen der Macht und prägt die Grundfigur christlicher Theologie.

„Freiheit“ ist dafür das protestantische Stichwort, das nicht nur aus „Martinus Luder“ den „Luther“, den „Eleutherios“ machte, sondern alle Kinder Gottes in die Freiheit treibt: „Freiheit“, das meint weniger „Selbstbestimmung“ oder „Selbstverwirklichung“, sondern Gottes Freikauf seiner Kinder von der Macht der Sünde und damit aller Selbst- und Fremdverpflichtungen im Stadion der Weltenläufe. Die Bibel erzählt davon, wie Gott in diese wettkampfgeplagte Welt eintritt – nicht, um strafend dazwischenzuschlagen, sondern um seine Kinder in ihr stark, lebensfroh und handlungsfähig zu machen. Gotteskindschaft mit dem Rückenwind des Geistes ist nicht nur eine Haltungsfrage, sondern eine Haltungszusage.

Der Wettlauf ist schon gewonnen und der Ausgang klar: Gott sendet sein „Kind“ in die Lebenswirklichkeit der Menschen und macht sie zu seinen Gotteskindern. So gestärkt und vom Geist Gottes aufgeplustert, kann man rausgehen in die Welt und zugehen auf andere, zusammen mit dem Gott, der uns entgegengekommen ist. Wir werden nicht ausrutschen auf der Lebensbahn mit dem Geist Gottes unter den Schuhen. Oder, wie es im Gesangbuch heißt: „Jesu, geh voran auf der Lebensbahn! Und wir wollen nicht verweilen, dir getreulich nachzueilen.“ (EG 391,1)

Der Autor ist Regionalbischof im Nordsprengel der EKM.

Johann Schneider | Foto: J. Schneider
Autor:

Online-Redaktion

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