Predigttext
Den Blick freihalten

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Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde.Römer 6, Vers 7

Altes Leben neu?! An diesem Sonntag steht die Taufe im Mittelpunkt. Der erste der beiden aufeinanderfolgenden Sakramentssonntage beschreibt, was Christus für uns bedeutet. Die Taufe nimmt jeden mit auf die Reise aus dem eigenen alten Leben durch den Tod in das eigene neue Leben.

Von Juliane Kleemann

Was so sperrig klingt, ist die intensivste Einladung Gottes zum Leben. Paulus beschreibt den Akt der Taufe wie eine Häutung. Diese vollzieht sich aber nicht äußerlich, sondern innerlich. Im Angesicht des Kreuzes und im Wissen um das leere Grab am Ostermorgen werde ich gefragt: Was bedeutet das alles für Dich, und bist Du bereit für das neue Leben? Bist Du bereit, Dich überraschen zu lassen von einer anderen Perspektive auf Dein Leben? Bist Du bereit, neu zu sehen und zu fühlen? Bist Du bereit, Deine Abhängigkeiten in der Welt neu zu betrachten?

Der Liedermacher Lothar Kosse hat in seinem Lied „Kontakt“ genau das thematisiert. Wer sich auf die Taufe einlässt, nicht nur als ein Ritual, sondern auf die inneren Konsequenzen eines Lebens mit Gott, der wird mutig sein müssen. Mutig, die Dinge mit anderen Augen und zu sehen, die Welt anders zu fühlen, sich anders zu positionieren. Getauft zu sein bedeutet dann zuzulassen, der eigenen Freiheit eine Grenze dort zu setzen, wo sie sich von Gott entfernt. Das meint es, wenn Paulus schreibt, dass nach dem Kreuz und der Auferstehung „wir ihr nicht mehr unterworfen“ sind. Die Taufe ist der Weg zu Gottes geschenkter Freiheit. Sie ist einmal geschenkt. Aber sie muss für das eigene Leben doch auch immer wieder neu erarbeitet werden. Die geschenkte Freiheit muss quasi immer wieder neu entdeckt und ausgepackt werden.

Denn die Anziehungskraft der jeweils tagesaktuellen Themen und Herausforderungen ist stark. Um gegen diese Erdanziehungskraft den Blick freizuhalten auf den Himmel, sprich: auf Kreuz und Auferstehung, braucht es ein mitlaufendes Üben. So wie bei Kipp- oder Vexierbildern, in denen in einem Bild zwei gegensätzliche Motive zu sehen sind. Beides zu sehen ist nicht so schwer, aber auch nicht immer gleich leicht. Es braucht Ermutigung, sich auf den Weg mit Gott einzulassen, denn er entzieht sich der hundertprozentigen menschlichen Selbststeuerung.

Es bleibt ein Vorangehen im Vertrauen auf den, der uns vorausgegangen ist und den Weg geebnet hat: auf Christus selbst. 

Die Autorin in Pfarrerin  und lebt in Stendal.

Juliane Kleemann | Foto: Susie Knoll
Autor:

Online-Redaktion

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