Predigttext
Dem Bösen ausgeliefert?

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Und als er den Bissen nahm, fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus zu ihm: Was du tust, das tue bald! Niemand am Tisch aber  wusste, wozu er ihm das sagte.  Johannes 13,7  + 28  Vers 2

Geht es nicht eine Nummer kleiner? Bei Matthäus hat Judas selbst die Idee, Jesus den Hohepriestern auszuliefern. Im Johannesevangelium – genau wie im Lukasevangelium – kommt der Satan ins Spiel. Alle Spekulationen, welche Gründe Judas zu seiner Tat bewogen haben könnten, werden damit hinfällig. Der Satan war's. Dabei ist die Frage doch höchst interessant: Warum tun Menschen Böses? Es fällt vielen von uns schwer, sich vorzustellen, wozu Menschen fähig sind. Dass einer seiner engsten Vertrauten Jesus an die Behörden ausliefert, ist kaum zu glauben. Er war doch einer von uns, werden die anderen Jünger gedacht haben.
Menschen, die Böses tun, sind immer einer oder eine von uns. Häusliche Gewalt, Mobbing, Intrigen – all das geschieht in unserer direkten Nachbarschaft. Das ist schwer auszuhalten. Denn es stellt sich nicht nur die Frage, warum andere Böses tun, sondern auch, wozu ich selbst in der Lage bin. Als Jesus ankündigt, einer werde ihn ausliefern, schauen die Jünger einander ratlos an (Vers 22). Keiner sagt aus voller Überzeugung: „Ich doch nicht!“
Zu welchen bösen Taten bin ich fähig? Es gibt Situationen, da kann ich im Rückblick nur sagen: Ich weiß auch nicht, was mich da geritten hat. Ich kann mir nicht erklären, wie ich so etwas tun konnte. War's der Satan? Wäre das eine Entschuldigung? Judas wird durch den Hinweis auf den Satan jedenfalls nicht entlastet, er bekommt keine mildernden Umstände.
Vielleicht hilft die Rede vom Satan dabei, die eigene Ratlosigkeit auszudrücken. Sie fasst in Worte, dass ich manchmal selbst nicht gegen das Böse ankomme. Manchmal scheint es, als sei eine fremde Macht am Werk. Die Rede vom Satan kann ein Eingeständnis sein, dass ich Hilfe beim Kampf gegen das Böse in mir brauche. Vielleicht bestand Judas' Fehler darin, seine Gedanken und Fragen allein mit sich selbst auszumachen. Vielleicht können wir aus dieser Geschichte lernen, dass wir nicht versuchen sollten, den Kampf gegen das Böse allein auszufechten. Denn eins ist sicher: Es gibt Hilfe. Wir sind dem Bösen nicht ausgeliefert. Gott hat das Böse besiegt. 

Elfi Runkel, Pfarrerin in Halberstadt

Elfi Runkel, Pfarrerin in Halberstadt | Foto: Christoph Goos
Autor:

Online-Redaktion

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