Predigttext
Beginn der Heilung

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Er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die sprach zu ihm: Saul, Saul, was verfolgst du mich?Apostelgeschichte 9, Vers 4

Von Sebastian Neuß

Ein Automanager wird Klimaaktivist; eine Pazifistin unterstützt Waffenlieferungen, ein ehemaliger Neonazi hilft Aussteigern aus der Szene. Krisen und Zeitenwenden befördern Gesinnungswechsel. Die radikale Kehrtwende des Saulus vom Christenverfolger zum Christusfreund spielt uns eine Geschichte zu, die einlädt zu prüfen, wie es um meine Überzeugungen steht.

Saulus fällt zur Erde, Gnade des Herrn richtet ihn auf. Saulus verliert den Halt, die Gemeinde fängt ihn auf. Im Lebens- und Gestaltungsraum der Liebe lernt er all das kritisch zu sehen, was bisher sein Ich ausgemacht hat: Sein eiferndes Herz, seine Egomanie, sein Fanatismus. Saulus, der zum Paulus wird, weiß seit jener Begegnung bei Damaskus, wem er gehört. Und darum weiß er auch, wohin er gehört: in die Gemeinde des Auferstandenen.

Paulus wird sein Zeuge, wirbt für den Glauben, die Hoffnung und für die Liebe über allem, von der er sagt: Sie ist die Größte (1. Korinther 13, Vers 13). Der „Apostel der Völker“ erinnert sich später, dass er diese Liebe persönlich in besonderer und unverdienter Weise erfahren hat: „Allein durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin“, schreibt er den Mitchristen, „und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen“ (1. Korinther 15, Vers 10). Nicht mein Recht gilt, sondern seine Gerechtigkeit, nicht Eifern fördert, sondern Sanftmut. Was Paulus drei Tage lang, vom „Licht der Welt“ geblendet, widerfährt, ist auch der Beginn einer seelischen Heilung. Die segnende Hand des Hananias lässt ihn spüren: „Nicht ich lebe, sondern Christus lebt in mir“. Wie schwer du auch stürzt, du fällst in seine Hand. Du musst die Welt nicht retten, sie ist es schon.

Um sein Evangelium lieb zu gewinnen, brauchen auch wir persönliche Zeiten der Stille und der Einkehr. Im Hören und Beten kann sich unser Herz zu Christus wenden. Christus lebt gern in mir, doch er lebt auch in denen, die um mich sind. Das Wort, das mich heilt, kann ich mir nicht selber sagen. Jesus beruft Paulus in das Netzwerk der Liebe, in der „lebendiges Wasser“ und „Brot des Lebens“ nicht ausgehen. Diese Gemeinschaft lebt eine verwegene Hoffnung, sie handelt mit Mut und fördert Gesinnungswandel im Richtungssinn der Liebe. Sie verschenkt Freude, daran selber mitzutun. 

Der Autor ist Superintendent des Kirchenkreises Jena.

Sebastian Neuß | Foto: Christina Neuß
Autor:

Online-Redaktion

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