Kunstauktion in der Kirche
"Tatort"-Kommissarin hilft Geflüchteten
- Foto: ARD Degeto Film/Georg Wendt
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"Christoph hat mal gesagt: Für manche ist es schwer, die Welt nicht zu umsegeln - für andere, von der Couch zur Tür zu kommen." Christoph, das ist der bekannte Theaterregisseur Christoph Schlingensief, über den Margarita Broich spricht. Die ehemalige "Tatort"-Schauspielerin steht in der Berliner Sankt-Matthäus-Kirche, ist umringt von zahlreichen Kunstwerken. Vor ihr: ein Foto von eben jenem Schlingensief.
Von Nikolas Ender
"Das Foto ist bei einem unserer gemeinsamen Theaterauftritte entstanden", erzählt Broich. Schlingensief steht darauf unter einer Neonröhre und drückt mit den Händen gegen eine Wand. Mit zugewandten Augen blickt er nachdenklich in die Kamera. "Er muss zu dem Zeitpunkt schon von der Erkrankung gewusst haben", ergänzt Broich; Schlingensief hatte Lungenkrebs, an dem er 2010 starb. Broich spricht in diesem Moment als Schirmherrin einer Kunstauktion der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO).
Potpourri an Kunstwerken
Denn das Foto von Schlingensief, Größe 40 auf 60 Zentimeter, ist eines von mehr als 50 Kunstobjekten, die die evangelische Kirche am Samstag zur Auktion anbietet. Unter den Stücken sind Ölgemälde, abstrakte und konkrete Kunst, Objektkunst und ein getöpfertes Objekt; zu den Künstlern zählen Leiko Ikemura, Alicja Kwade und Santiago Sierra - ein buntes Potpourri, das sich preislich zwischen Mindestgeboten von 50 und 2.000 Euro bewegt.
"Wir haben das Preisniveau günstig gehalten, damit alle mitsteigern können", erklärt Pfarrer Matthias Puppe, der die Auktion mitorganisiert. Es ist die 30. ihrer Art, das Geld soll Geflüchteten-Initiativen zugutekommen. Die Einnahmen gehen zum Beispiel an Beratungsangebote für Asylsuchende oder fließen in den Aufbau und Erhalt von Begegnungsorten. "20 Prozent des Geldes geht aber an den jeweiligen Künstler - es sei denn, sie oder er verzichtet darauf", sagt Puppe.
Ein Projekt für Geflüchtete
Ein Verein, der davon profitieren soll, ist das Jugendprojekt Alreju. In der Kinder- und Jugendeinrichtung werden minderjährige Geflüchtete betreut, die ohne Eltern nach Deutschland gekommen sind.
"Ich glaube, dass der christliche Glaube keine abstrakte Angelegenheit ist, sondern etwas Konkretes", sagt Puppe. "Ich finde, das Zitat aus der Bibel, das Margarita Broich in ihrem Grußwort zur Kunstauktion gewählt hat, deshalb auch so treffend." Dort heißt es: "Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen." In der biblischen Geschichte sagt Jesus, dass diejenigen von Gott belohnt werden, die Armen und Fremden Gutes tun.
Broich selbst ist christlich aufgewachsen, wie sie erzählt. "Mein Vater arbeitete als Lungenarzt und wir lebten in einem Haus innerhalb eines Franziskanerklosters", sagt die 65-Jährige, die von 2015 bis 2024 im "Tatort" die Frankfurter Hauptkommissarin Anna Janneke spielte. Mit Schlingensief war sie eng befreundet. Er habe sich mitunter auch um ihre Kinder gekümmert, erzählt sie.
Zeichen für mehr Menschlichkeit
Mit der Kunstauktion will die Kirche ein Zeichen für mehr Menschlichkeit setzen. Sie kritisiert, dass Menschen mit Migrationsgeschichte immer öfter als Problem dargestellt würden. Eigentlich sollte man sie als Bereicherung sehen, sagen die Auktionsorganisatoren.
Während Broich vor dem Schlingensief-Foto steht, kehren schon erste Besucher ein, die sich die Objekte ansehen. Diese sind bis zur Versteigerung am Samstag schon jetzt öffentlich zugänglich.
kna
Autor:Online-Redaktion |
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