Rhön
Mit Hirtengeduld
- Elmar Spies hat lange auf dem Bau gearbeitet. Als er vor 46 Jahren zwei Schafe geschenkt bekam, war das der Start zu einer eigenen Herde. Heute bewirtschaftet er mit seinem Sohn eine Schäferei mit 1200 Tieren.
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Schäfer haben einen langen Tag. Mit ihren Tieren ziehen sie viele Stunden über die Weiden. So auch Elmar Spies aus der Rhön. Er findet, hektische Menschen können durchaus etwas von ihm und seinen Kollegen lernen.
Von Selina Groß und
Renate Haller
Elmar Spies ist ein zufriedener Mensch. Der 67-Jährige aus dem osthessischen Leimbach, unweit der Landesgrenze zu Thüringen bei Buttlar, ist Schäfer – und das sehr gerne: «Einmal Schaf, immer Schaf, man kommt nicht mehr davon los», sagt er und lässt den Blick über seine Herde schweifen. Die Tiere ziehen gemächlich über die Hügel der Rhön und fressen Gras. Die Hütehunde Nero und Kessi passen auf, dass sie nicht zu schnell und nicht in die falsche Richtung weiterziehen. «So ein Schaf ist Entspannung, das ist Erholung», ist Spies überzeugt.
Elmar Spies hat lange auf dem Bau gearbeitet. Als ihm vor 46 Jahren jemand zwei Schafe geschenkt hat, war das der Start zu einer großen Herde. Heute hat die Schäferei, die er zusammen mit seinem Sohn und einigen Mitarbeitern bewirtschaftet, 1.200 Schafe und 350 Hektar Weidefläche.
Morgens um 7.30 Uhr beginnt der Arbeitstag von Elmar Spies und endet gegen 18 Uhr. Am Morgen packt er sein Frühstück und die Hunde ein, fährt zum Pferch und schaut erst einmal, ob es seinen Tieren gut geht. Anschließend machen sich Schafe, Schäfer und Hunde auf den Weg über die Weiden. Dabei habe er immer wieder Besuch von Menschen aus Frankfurt, die ihren Laptop einmal zuklappen und mit ihm in der Natur unterwegs sein wollen. «Die finden das toll», sagt Spies. Einmal habe ihn eine 47-jährige Frau begleitet, die anschließend ihren Job an den Nagel gehängt und eine Schäferausbildung gemacht habe.
Quereinsteiger, die Kurse zur Schafhaltung belegen, gebe es immer wieder, sagt Reinhard Heintz, der Vorsitzende des Hessischen Verbands für Schafzucht und -haltung. In der dreijährigen Ausbildung zum Schäfer gebe es in Hessen jedes Jahr fünf bis sechs Auszubildende.
Die Zahl der schafhaltenden Betriebe beziffert er auf rund 5.700, davon noch etwa 120 Haupterwerbsbetriebe. Alle Schafhalter gemeinsam kümmerten sich um knapp 131.000 Mutterschafe. Die Zahl der Schäfereien im Haupterwerb gehe langsam zurück, weil der Nachwuchs fehle und die Schafhaltung nur dann lohnenswert sei, wenn zu einem Betrieb viel Land gehöre, sagt der Verbandschef. Etwa 150 Hektar sollten es schon sein. Schafhalter im Nebenerwerb mit zehn bis 30 Mutterschafen gebe es allerdings häufig, Tendenz steigend.
Die Familie Spies verkauft das Fleisch ihrer Lämmer im eigenen Hofladen. Die Produkte des Biobetriebs würden ihnen förmlich aus den Händen gerissen, und auch für die Wolle fänden sich in Form von RhönWollets als Düngemittel einige Abnehmer, erzählt Spies.
Von einem seit einem Jahr stabilen und auskömmlichen Preis für Lammfleisch spricht auch Reinhard Heintz. Allerdings, fügt er hinzu, sei heute «nicht mehr am Schaf viel zu verdienen, sondern mit dem Schaf». Er meint damit die Landschaftspflege, für die Schäfer aus verschiedenen öffentlichen und EU-Kassen bezahlt werden. Für die Beweidung mit Schafen brauche es keine Maschinen, und sie sei etwa bei Streuobstwiesen besonders schonend, weil die Tiere keine Bäume anknabberten.
«Schäfer sind Gemütsmenschen», sagt Schäfer Spies. Wenn er den Vögeln zuhört oder Feldhasen beobachtet, bekomme er den Kopf frei von Alltagssorgen. Ein guter Schäfer müsse immer die Ruhe bewahren, das könnten hektische Menschen von ihnen lernen. Insgesamt, findet Spies, «müssten die Menschen wieder zufriedener sein». Er selbst ist besonders glücklich, wenn eines seiner Mutterschafe Drillinge bekommt und er ihnen auf die Beine helfen kann. «Da freut man sich schon mal, etwas Gutes getan zu haben», sagt er bescheiden.
(epd)
Autor:Online-Redaktion |
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