Theaterfest zu Israel: Das Theaterfestival »Off Europa« zeigt in diesem Jahr Theater- und Tanzproduktionen aus dem Heiligen Land
Die Welt ist nicht schwarz-weiß

Szene aus dem in Sachsen zu sehenden israelischen Stück »You Happy Puppet« von Gili Reich.  | Foto: Gili Reich
  • Szene aus dem in Sachsen zu sehenden israelischen Stück »You Happy Puppet« von Gili Reich.
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Von Tobias Prüwer

Israel war einfach mal dran«, sagt Kurator Knut Geißler. »Das Land, seine Theaterkunst interessierte mich.« Auch wenn immer einmal Gastspiele touren, weiß man hierzulande wenig über israelische Theaterhandschriften. Das soll sich nun ändern. Drei Jahre lang hat sich Geißler mehr als 160 israelische Produktionen angeschaut und gesiebt.
Sein seit 1992 in Leipzig stattfindendes »Off Europa«-Festival ist zum sachsenweit spannendsten Festival für die dramatische Gegenwartskunst avanciert. Vor elf Jahren kam Dresden als zweiter Aufführungsort hinzu. Chemnitz wurde 2018 zur dritten Spielstadt. »Wir sind gut empfangen worden in Chemnitz«, sagt Geißler. »Mal schauen, wie die Resonanz in diesem Jahr ausfällt.« Von den rechtsradikalen Ausschreitungen lässt er sich nicht schrecken. »Gerade jetzt muss man etwas in Chemnitz machen, Kunst dagegensetzen.«
Während in Dresden und Chemnitz auch eine Sprechtheaterproduktion zu sehen ist, gibt es in Leipzig nur Tanztheater. Das Publikum dafür sei hier vorhanden. Zumal in allen Produktionen theatralische Elemente, Textbearbeitung und Narration enthalten seien, so Geißler. Ein Clou: In fast allen Aufführungen ist der Autor selbst auf der Bühne. »Mich interessieren Leute, die Gesicht und Körper für die Sachen hinhalten, die sie machen.« Das vermisst Geißler bei großen Produktionen. »Die können super gut tanzen. Aber nach eine Stunde frage ich mich: Warum machen die das? Die Choreografie hat nichts mit ihnen zu tun.« Das sei bei den kleineren Gruppen, die er nun nach Sachsen holt, anders. Die Inszenierungen handeln von Gewalt und Aussöhnung, von kulturellen Verwurzelungen, Geschlechterrollen, Stadt und Land. Vordergründig geht es nicht um die große Politik. Aber: »Da ist manchmal im Kleinen etwas in Bewegung, wo die Politik versagt.«
Von der BDS-Bewegung (»Boykott, De-Investitionen, Sanktionen«), die auch Gastspiele in und aus Israel boykottiert, hält Geißler gar nichts. »Man bestraft die Leute, die man gesehen haben sollte, mit denen man sich verbünden sollte.« Die Künstler mit der Regierungspolitik gleichzusetzen, ist ein Fehler. Überhaupt sei die Welt nicht schwarz-weiß. Auch das lässt sich aus dem Festival Jahr um Jahr aufs Neue lernen.

»Off Europa« findet vom 20. bis 26. Mai in Leipzig, Dresden, Chemnitz statt.
www.bfot.de

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Online-Redaktion

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