Kreiskirchentag Eisleben-Sömmerda
So klingt Müntzer

- Mit Freude und viel Engagement probt die Kantorei Sangerhausen jeden Donnerstagabend am Oratorium "Solange ihr Tag habt".
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Drei Orte, ein Motto: Vom 29. bis 31. August wird im Kirchenkreis Eisleben-Sömmerda Kreiskirchentag gefeiert – in Stolberg, Allstedt und Heldrungen. Drei Festorte? Das hat seinen Grund.
Von Claudia Crodel
Das Gedenken an 500 Jahre Bauernkrieg und das Erinnern an den Reformator Thomas Müntzer spielt in diesem Jahr in vielen Orten, Museen und Kirchen eine Rolle. So auch im Kirchenkreis Eisleben Sömmerda. Für den Kreiskirchentag 2025 hat der Kirchenkreis deshalb das Motto „Schafft Recht & Gerechtigkeit“ gewählt. Der Kreiskirchentag findet an drei Orten statt, die alle etwas mit Thomas Müntzer zu tun haben. In Stolberg erblickte Müntzer um 1489 das Licht der Welt. In Allstedt hat er intensiv als Theologe gewirkt und die berühmte Fürstenpredigt gehalten. Nach der verlorenen Schlacht bei Bad Frankenhausen wurde Müntzer festgenommen und in Heldrungen inhaftiert und gefoltert.
„Da die Orte in unserem Kirchenkreis liegen und das Müntzer-Gedenken dort in diesem Jahr im Fokus steht, haben wir uns entschieden, den Kreiskirchentag an allen drei Orten zu begehen“, sagt Clara Bertram, Gemeindepädagogin und Verantwortliche für den Kreiskirchentag. In Gottesdiensten, Podiumsdiskussionen, Theateraufführungen, Konzerten, Bibelarbeiten können die Besucher von Thomas Müntzer hören, mehr über die Zeit vor 500 Jahren erfahren und zugleich über Themen diskutieren, die auch aktuell beschäftigen. So zum Beispiel über die Frage: Was bedeutet Gerechtigkeit heute?
Landesbischof Friedrich Kramer und die einstige Ratsvorsitzende der EKD Margot Käßmann, die auch EKD-Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017 war, bereichern das Programm.
„Gleichzeitig geht der Kreiskirchentag in die Fläche“, sagt Clara Bertram. Man hoffe, mehr Menschen erreichen zu können, weil die Besucher durch kürzere Wege schneller und leichter zu den Veranstaltungsorten kommen können.
Das Highlight des Kreiskirchentages ist die Uraufführung des Müntzer-Oratoriums „Solange ihr Tag habt“ am 30. August, 19 Uhr, in der Allstedter Johanniskirche. Die EKM hatte zum Müntzer-Gedenken zwei Oratorien in Auftrag gegeben. Beide mit einem Text von Andreas Hillger: das Oratorium "Solange ihr Tag habt" vom Komponisten Christoph Reuter, das in Allstedt uraufgeführt wird, und ein von Keno Hankel komponiertes Werk, dessen Uraufführung am 14. September in Mühlhausen stattfindet.
„Neun Chöre aus dem Kirchenkreis sowie die Kantorei Bad Frankenhausen sind beim Oratorium ,Solange ihr Tag habt' involviert“, erklärt Eisleben-Sömmerdas Kreiskantorin Martina Pohl, die die Uraufführung musikalisch leitet. Bei der zweiten Aufführung am 5. September, 20 Uhr, in Bad Frankenhausen steht Christoph Reuter selbst am Pult. Auch die rund 40 Mitglieder zählende Evangelische Kantorei Sangerhausen ist dabei. Geprobt wurde – nach einem Kickoff mit Reuter – seit Ende Januar. „Das macht unwahrscheinlich viel Spaß“, sagt Steffen Jäsche, der sehr gern bei großen Chorwerken als Sänger mitwirkt. "Und Frau Pohl ist eine hervorragende Chorleiterin", betont er. Die Kantorei Sangerhausen gehöre zusammen mit der Kantorei Eisleben zu den Favoritenchören, die noch mehr Aufgaben haben als der Gesamtchor. „Die Arbeit an dem Werk ist wirklich spannend, weil wir es zur Uraufführung bringen“, ergänzt Ulrike Großhennig. Die 44-Jährige singt schon ihr ganzes Leben lang gern, nach anderen Kantoreien nun schon sechs Jahre in Sangerhausen.
„Ich wollte, dass es ein Werk wird, das für alle Chöre machbar ist und nicht nur für die erfahrenen Oratorienchöre“, erläutert Martina Pohl ihre Intention. Deshalb habe sie sich – in Absprache mit Superintendent Andreas Berger – an Christoph Reuter gewandt, der unter anderem bereits Oratorien zu Beethoven und Melanchthon geschrieben hatte. Und Andreas Hillger habe einen sehr bildreichen Text geschrieben. Er thematisiert den Konflikt zwischen Thomas Müntzer und Martin Luther und die zentrale Fragen des Bauernkriegs nach Recht und Gerechtigkeit. "Man weiß, dass es um das Jahr 1525 geht, aber man hat immer auch Assoziationen zur Gegenwart", erläutert Martina Pohl.
Alle sind gespannt auf den gewaltigen Klang. Insgesamt werden rund 250 Sänger auf der Bühne stehen. Hinzu kommen die Musiker (Blechbläser, Cello, Querflöte, Band, Percussion und Orgel).
Flashmob mit dem Komponisten
Wenn Christoph Reuter am 5. September die zweite Aufführung in Bad Frankenhausen leitet, dann erwartet die Gäste noch eine zusätzliche Aktion: „Der Komponist hat für diesen Tag noch ein Extrastück für Posaunenchor komponiert. Mit Posaunenchor, den Chorsängern und den Besuchern soll es einen Flashmob auf dem Platz vor der Kirche in Bad Frankenhausen geben“, stellt Steffen Jäsche in Aussicht, der nicht nur in der Sangerhäuser Kantorei mitsingt, sondern der Organisator des Events in Bad Frankenhausen ist.
„Wir haben das Konzert bewusst auf Freitag, 5. September, gelegt“, sagt Jäsche und erklärt: Am Wochenende 6. und 7. September finde die „Schlacht am Berg“ statt, ein historisches Schauspiel mit rund 1000 Darstellern, die die Schlacht zwischen Bauern und Fürsten möglichst authentisch und packend inszeniert nachspielen wollen. Dazu würden an dem Wochenende rund 10 000 Gäste in Bad Frankenhausen erwartet. Man hoffe, dass sich von den auswärtigen Gästen auch einige für das Oratorium interessieren.
Ausschnitte aus dem Programm des Kreiskirchentages
- Der Auftakttag des Kreiskirchentages ist Freitag, der 29. August, in Stolberg, wo bereits ab 9 Uhr 500 Grundschüler aus der Region unter dem Motto „Sei mutig und träume“ feiern, die Fachwerkstadt Stolberg kennenlernen und an Workshops teilnehmen können. Der offizielle Auftakt ist dann um 14 Uhr auf dem Marktplatz. Anschließend dreht sich in der Kulturkirche St. Martini eine Podiumsdiskussion um „Soziale Gerechtigkeit damals und heute“. Neben Musikprogrammen steht um 18.30 Uhr die Theateraufführung „Thomas Müntzer – Sohn Stolbergs“ auf der Waldbühne am Rittertor auf dem Programm. Höhepunkt ist die Licht-Oper von Ingo Bracke um 21 Uhr in der Kulturkirche St. Martini. Hier wird mit Lichtinstallationen das Thema „Radikale Gerechtigkeit – Der Weg des Thomas Müntzer“ im wahrsten Sinne des Wortes beleuchtet.
- Am Samstag, 30. August, lockt von 10 bis 18 Uhr ein „Markt der Möglichkeiten“ mit vielen Ständen nach Allstedt. Auch unsere Kirchenzeitung „Glaube und Heimat“ ist mit einem Stand vertreten. Das Bühnenprogramm dort, das sogar bis 18.30 Uhr geht, hält unter anderen Musik mit den Ensembles „Kein Chor“ und den „Salttown Voices“, Zauberkunst, Theater und eine Darbietung von Circus Knopf bereit. Um 11 Uhr ist eine Bibelarbeit mit Margot Käßmann geplant. Um 12 Uhr gibt es die Deutsche Messe nach der Vorlage von Thomas Müntzer zu erleben und um 13.30 Uhr eine Podiumsdiskussion mit Margot Käßmann, Ingo Bodtke (FDP), Regionalbischöfin Bettina Schlauraff und dem Kulturbeauftragten der EKD, Johann Hinrich Claussen. Das Thema lautet „Kirche und Politik“. Um 19 Uhr steht die Lichtoper „Radikale Gerechtigkeit – Der Weg des Thomas Müntzer“ in der Johanniskirche auf dem Programm.
- Der Abschlussgottesdienst des Kreiskirchentages wird am Sonntag, 31. August, um 10.30 Uhr mit Landesbischof Friedrich Kramer auf der Wasserburg Heldrungen gefeiert. Am Anschluss gibt es ein gemeinsames Mittagessen und einen Reisesegen.
Termine der Oratorienaufführungen:
Uraufführung „Solange ihr Tag habt“, 30. August, 19 Uhr, Allstedter Johanniskirche. Zweite Aufführung, 5. September, 20 Uhr, Unterkirche Bad Frankenhausen
Uraufführung „Das Innere Wort – Ein Müntzer-Oratorium“, 14. September, 18 Uhr, Divi-Blasii-Kirche Mühlhausen


Autor:Claudia Crodel |
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