Kirchenkreis Weimar
Herder-Förderpreis für Studenten der Bauhaus-Universität

Ausgezeichnet: Studenten der Bauhaus-Universität Weimar (1. Reihe) als Preisträger des diesjährigen Herderförderpreises | Foto: André Poppowitsch
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  • Ausgezeichnet: Studenten der Bauhaus-Universität Weimar (1. Reihe) als Preisträger des diesjährigen Herderförderpreises
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Der mit 2.000 Euro dotierte Herder-Förderpreis wurde in diesem Jahr an Studierende des Lehramts Kunst der BauhausUniversität Weimar für das Kunstprojekt „FAST PERFEKT“ verliehen. Die Gruppe hatte die Arbeit im ersten Semester des Lehramtsstudiums Kunst unter der Leitung von Catalina Giraldo Vélez und Christian Andrés Parra Sánchez konzipiert und will damit Impulse für den gesellschaftlichen Diskurs über Bildung, Identität und kulturelle Transformation setzen.

Die Preisverleihung erfolgte am 25. August bei einem Empfang von Kirche, Diakonie und Klinikum anlässlich des Geburtstages von Johann Gottfried Herder in der Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul. Die Laudatio wurde die Vizepräsidentin der Bauhausuniversität, Prof. Ulrike Kuch, gehalten. 

„Die Arbeit ,FAST PERFEKT‘ stellt zeitgenössische Perfektions-Narrative in Frage und macht diese sichtbar. Dabei bezieht sie sich auf das christliche Menschenbild, das von Grenzen und Unvollkommenheiten der Menschen weiß. Die Arbeit greift Herders fundamentale Einsicht auf, nach der die Vorstellungen von Vollkommenheit kulturell situiert und abhängig von der historischen Situation sind“, begründet Henrich Herbst, Superintendent des Kirchenkreises Weimar, die Jury-Entscheidung.

Im Zentrum der Forschungsarbeit für das Projekt stand die kritische Dekonstruktion zeitgenössischer Perfektions-Narrative. „Dabei wurde Herders fundamentale Einsicht aufgegriffen, dass Vorstellungen von Vollkommenheit niemals universell sind. Seine visionäre Wertschätzung von Pluralität, Prozesshaftigkeit und permanenter Transformation als Grundkonstanten menschlicher Existenz erweist sich gerade angesichts der gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Verwerfungen global sowie regional als äußerst aktuell“, erklärt Christian Andrés Parra Sánchez, Künstlerischer Mitarbeiter Professur Kunst und ihre Didaktik an der Bauhaus-Universität Weimar. Die Schaffung von Räumen für die Erfahrung von Verschiedenheit und wechselseitiger Anerkennung hat für ihn „höchste Priorität“.

Digitale Plattformen fungierten heute als machtvolle Multiplikatoren neoliberaler Optimierungs-Logiken und Schönheits-Paradoxe, die kaum Raum für das Unvollkommene, das Suchende, das Werdende und das Experimentelle ließen. Das Projekt befähige junge Menschen zur kritischen Reflexion und Dekonstruktion aktueller Idealbilder und eröffne experimentelle Räume für alternative Formen der Identitätsbildung. „In konsequenter Weiterführung der Bildungsphilosophie Herders begreifen wir das sogenannte Fehlerhafte dabei nicht als Mangel, sondern als Ressource und Katalysator“, so Sánchez.

Die Festrede zum Herder-Empfang hielt Pfarrer Rüdiger Schuch, Präsident der Diakonie Deutschland und Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Werkes für Diakonie und Entwicklung zum Thema „Freiheit zur Verantwortung – der Sozialstaat, die Demokratie und die Bedeutung des Einzelnen“. In seiner Rede sprach er über innere und äußere Sicherheit und die dritte Säule, die soziale Sicherheit. Wie bei einem dreibeinigen Stativ gilt auch hier: Wenn eine der drei Säulen ausfällt, gibt es keinen Halt mehr. Die Herausforderungen der inneren und äußeren Sicherheit dürfen nicht gegen den sozialen Zusammenhalt ausgespielt werden. Populistischen Verführungen werde in die Karten gespielt, wenn soziale Aufgaben nicht klug, solidarisch und wirksam gestaltet und gelöst werden. Dazu kann die freie Wohlfahrtspflege und eben auch die Diakonie wertvolle Beiträge leisten. Das Subsidiaritätsprinzip, das der jeweils kleineren Einheit den Vorrang gibt vor der übergeordneten Einheit, ist ein wesentlicher Kompass für eine moderne sozialstaatliche Ordnung. Dazu kommt das jüdisch-christliche Menschenbild, das sich aus der Gottebenbildlichkeit der Menschen ableitet und jeder Person gleiche Rechte und – nicht zu vergessen – gleiche Pflichten zuordnet. Dabei geht es – der Titel des Vortrags ist sehr bewusst gewählt – um „Freiheit zur Verantwortung“, um Haltung und Mut, um Standhalten gegen alle Versuche und Verführungen, Demokratie und menschliche Vielfalt offen oder schleichend abzuschaffen. Mit langem Applaus wurde dem Festredner für seine Festrede gedankt.

Hintergrund:
Der Herder-Förderpreis wird gemeinsam vom Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Weimar, der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Weimar, der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein und dem Sophien- und Hufeland Klinikum Weimar im Gedenken an Johann Gottfried Herder gestiftet. Der deutsche Theologe, Dichter, Philosoph und Übersetzer wurde am 25. August 1744 geboren. Von 1776 bis zu seinem Tod im Jahr 1803 wirkte er als Generalsuperintendent in Weimar. Die evangelische Stadtkirche St. Peter und Paul gilt als eine der bedeutendsten Kirchen Thüringens und wird im Volksmund als „Herderkirche“ bezeichnet. Hier befindet sich auch die letzte Ruhestätte Herders. Seit 1999 gehört sie zum UNESCO Weltkulturerbe.

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