Rezension
„Bonifatius’ Mission“: Luther wäre sicher ein Fan

Denn das sind die drei Stücke, wie man sagt, so zu einem guten Prediger gehören: zum ersten, dass er auftrete, zum andern, dass er das Maul auftue und etwas sage, zum dritten, dass er auch könne aufhören.“

Von Hartmut Ellrich

Luthers eindringliche Predigtworte aus der Zeit um 1530/32 passen, fast möchte man sagen – wie angegossen – auf Andreas Müllers Werke, speziell aber auf das Ende August 2023 erschienene Buch: „Bonifatius’ Mission. Wie ein angelsächsischer Mönch den Germanen das Christentum brachte“.

Auf gerade einmal gut 130 Seiten umreißt er punktgenau und treffsicher das Leben des heiligen Bonifatius. 16 Kapitel skizzieren chronologisch die Lebensstationen, beginnend mit der vergeblichen Überfahrt übers Meer 716 und endend mit seinem Tod um 754/55. Hinzu kommen Nachwort, ein kleines Quellen- und Literaturverzeichnis sowie das Register. Es lohnt sich, das Nachwort zuerst zu lesen, dann bleibt dem noch Unkundigen mache Irritation erspart. Daran dachte auch der Autor, denn er vermerkte, dass man sein Buch als „zu wenig nüchtern“, „zu wenig heilig“ oder schlicht als „zu unvollständig“ empfinden könne. Andreas Müller ist kein Historiker, sondern Theologe und er verfolgt in seiner Darstellung einen ganz eigenen Ansatz.

Die Zauberworte heißen „sich einfühlen“, und so versucht Müller, sich an den Menschen Bonifatius zu heften und seine geneigte Leserschaft dabei mitzunehmen. Dies geschieht nicht zuletzt durch die Darstellungsform einer bild- und farbenreichen Erzählung. Lebendige Dialoge helfen dabei, die Grenzen zum weit entfernten achten Jahrhundert zu überwinden, besser: aufzuheben.


"Lebendige Dialoge helfen dabei, die Grenzen zum weit entfernten achten Jahrhundert zu überwinden"

Übrig bleibt ein Mann, der den Menschen heute erstaunlich ähnlich ist, auch wenn Bonifatius’ Welt eine andere war, wie Müller bemerkt. Möglich macht das nicht zuletzt das „Creative Writing“. Es hat sich aus seinen britischen Anfängen der späten 1960er-Jahre emanzipiert und längst den Weg auch nach Deutschland gefunden.

Müller ist ein brillianter Vertreter dieser Schreibgattung, die Wissenschaft und Phantasie auf wundersame Weise miteinander verbindet. Man ist geneigt zu behaupten, dass sein jüngstes Werk Appetit auf mehr macht. Spätestens dann hat es sein Ziel erreicht!

Das sieht offenbar auch der Paderborner Bonifatius Verlag so und hat das im Wartburg Verlag entstandene Werk mit eigener ISBN-Nummer in sein aktuelles Programm aufgenommen. Das Buch zum Menschen Bonifatius mit all seinen Ängsten und Hoffnungen, mit der Frage, was ihn bewegte und motivierte, ist erstaunlich frisch! Nicht zuletzt ist es neben der klassischen Printausgabe auch als E-Book erschienen. Die Gedenktage können kommen! 

Müller, Andreas: Bonifatius’ Mission. Wie ein angelsächsischer Mönch den Germanen das Christentum brachte. Wartburg Verlag, 130 S., ISBN 978-3-86160-592-8; 15,00 Euro

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Online-Redaktion

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