Südnorwegen
Rom for alle – Platz für alle

"Mer himmel pa jord" - Mehr Himmel auf Erden in Mandals Fußgängerzone | Foto: Willi Wild
  • "Mer himmel pa jord" - Mehr Himmel auf Erden in Mandals Fußgängerzone
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Viele Urlauber zieht es an die Fjorde Norwegens. 1,5 Millionen Deutsche kamen vor der Coronapandemie in das skandinavische Land.

Von Willi Wild

Mitte Februar wurden die Infektionsschutzmaßnahmen aufgehoben. Seit dem 12. Februar gibt es auch keine speziellen Corona-Einreiseregeln mehr. Uneingeschränkt kann seitdem die reizvolle Landschaft wieder erkundet oder in den Fjorden geangelt werden.

Wer nach Norwegen kommt, wird auch mit der Kirche konfrontiert. Rund 70 Prozent der Bevölkerung gehören der evangelisch-lutherischen Volkskirche an. Seit 2012 ist diese nicht mehr Staatskirche, der König nicht mehr Oberhaupt, und seine Minister bilden nicht mehr den Staatskirchenrat. Die Verfassung sichert allerdings „Den Norske Kirke“ weiterhin staatliche Unterstützung zu. Die Finanzierung erfolgt über staatliche Zuweisungen und nicht über Mitgliedsbeiträge. Vorsitzender Bischof der Norwegischen Kirche ist Olav Fykse Tveit, bis 2020 Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK).

Mandal ist die südlichste Stadt Norwegens, nur wenige Kilometer vom Südkap entfernt. 15 000 Einwohner zählen Stadt und Umgebung. Die 200 Jahre alte Holzkirche, im Empire-Stil errichtet, ist mit 1800 Sitzplätzen die größte ihrer Art in Norwegen. Die Kirchengemeinde ist auch in der Fußgängerzone „Gågada“ mitten im Zentrum präsent. Neben kleinen Läden und Restaurants findet sich ein Aufsteller mit der Aufschrift „Kirketorvet er åpent“, was so viel bedeutet wie „Kirchenladen ist geöffnet“. Das „Kirkesenteret“ (Kirchenzentrum) lädt zu Kaffee, Waffeln und Plausch ein. Freundlich empfangen die Ehrenamtlichen die Gäste. Das Angebot wird gut angenommen. Auch Touristen werden herzlich willkommen geheißen.

Etwa 50 Kilometer von Mandal entfernt liegt die Hauptstadt des norwegischen Südlandes. Kristiansand, berühmt für seine Altstadt mit den traditionellen Holzhäusern und der neugotischen „Domkirke“ im Zentrum. Vor zehn Jahren hat die Bonner Orgelbaufirma Klais dort ein neues Instrument eingebaut. Die Kirche ist Montag bis Freitag von 11 bis 14 Uhr zur Besichtigung geöffnet. Kristiansand ist Teil einer religiös geprägten Region, die auch als norwegischer „Bible Belt“ (Bibelgürtel) bezeichnet wird. Das fällt Touristen allerdings kaum auf, außer der Tatsache, dass die Kirche mit öffentlichen Angeboten wie selbstverständlich zum Stadtbild dazugehört.

Im Zentrum Kristiansands oder am Fiskerbrygge-Kai mit Fischmarkt und Restaurants finden sich Einrichtungen der Stadtmission. Björnar Abusdal ist der ehrenamtliche Leiter des Cafés der Stadtmission am Fischmarkt. Er erklärt, dass man hier eine Anlaufstelle für Drogenabhängige, Alkoholiker, aber auch kirchliche Gruppen geschaffen habe. Jeden Tag gibt es ein Mittagsbuffet, an dem Einheimische wie Touristen willkommen sind. Sonntags werden Gottesdienste angeboten. Das Café ist Teil der Sozialarbeit der „Kirkens Bymisjon“, die in 40 Städten Norwegens zu finden ist. Die Aufgaben, so Abusdal, lassen sich mit drei Worten beschreiben: Erkennen, lindern, verändern. „Niemand ist nur das, was du siehst“, erklärt er. Mit dieser Einstellung möchte man allen begegnen, die in das Café kommen. Daher laute das Motto: „Rom for alle“, übersetzt, Platz für alle.

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