"Völkermord"-Debatte
Diskussionen um Israels Gaza-Politik

Foto:  epd-bild/Ingo Lehnick

Jerusalem (epd/red). Hat Israel einen Genozid im Gaza-Streifen verübt? Vor allem in Deutschland wird darüber heftig diskutiert. Mit der Verwendung des "Völkermord"-Begriffs für Israels Vorgehen im Gaza-Streifen hat der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land, Sani Ibrahim Azar, zum Teil Empörung ausgelöst. So hatte der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, daraufhin den Gottesdienst verlassen, in dem Azar predigte. 

Bischof Azar sagte, er bedauere sehr, "dass meine Worte Irritation ausgelöst haben". Azar hatte am Reformationstag in Jerusalem von "zwei Jahren Völkermord" an den Palästinensern gesprochen und dabei den Überfall der Hamas-Terroristen auf Israel vom 7. Oktober 2023 als Auslöser des Gaza-Kriegs nicht erwähnt.
Kritik an Azar ist auch aus den Reihen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gekommen. Der Begriff "Völkermord" stehe einer Verständigung und Versöhnung entgegen.

Mit gemischten Gefühlen betrachtete der Vorsitzende des Weltkirchenrats, Heinrich Bedford-Strohm, den Gebrauch des Begriffs "Genozid" und die aktuelle Debatte: "Auf emotionaler Ebene ist nachvollziehbar, wenn Menschen, die das Grauen in Gaza erlebt haben, die denkbar stärksten Worte benutzen." Für Jüdinnen und Juden hingegen kämen bei dem Begriff ganz andere Assoziationen hoch, vor allem in einem Kontext, in dem sie sich weltweit zunehmenden antisemitischen Angriffen ausgesetzt sehen.

Bedford-Strohm ergänzte: "Bischof Azar gehört zu den besonnensten und moderatesten Kräften in dem Konflikt im Heiligen Land, die ich kenne." Er habe sich immer für Gewaltfreiheit und einen gerechten Frieden eingesetzt.

Azar betonte, seine Äußerungen seien keine politische Provokation gewesen, sondern eine "seelsorgerliche Ansprache an meine Gemeinde in Jerusalem, die direkt von dem Konflikt betroffen ist". Die Kritik nehme er ernst, sehe aber auch die Notwendigkeit, die Perspektive der Betroffenen zu teilen. "Christen, Muslime und Juden können gemeinsam ein Umfeld schaffen, in dem Hoffnung auf Frieden nicht nur möglich, sondern aktiv gestaltet wird", sagte Azar.

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