Umfrage
Weniger Schüler beim Religionsunterricht

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Bundesweit sinkt der Anteil der Mädchen und Jungen, die an einer Schule Religionsunterricht erhalten. Im Detail sind die Entwicklungen in den Bundesländern verschieden.

Immer weniger Schüler besuchen den evangelischen oder katholischen Religionsunterricht. Das ergab eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter den 16 Kultusministerien der Bundesländer. Die Rückgänge fallen regional unterschiedlich stark aus. In einigen Bundesländern stieg der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die an einem wertevermittelnden Unterricht teilnehmen. Rückmeldungen fehlen aus Brandenburg und Schleswig-Holstein.

Grund für den Rückgang ist nicht die Corona-Pandemie, wie die meisten Ministerien zurückmeldeten. Die Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hatte zuletzt betont, dass religiöse Bildung in der Krise besonders wichtig sei. Sie ermögliche Selbstreflexion und die Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen.

Nordrhein-Westfalen/Bayern
In den bevölkerungsstärksten Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Bayern sank der Anteil der Schüler, die am Religionsunterricht teilnahmen, binnen zehn Jahren deutlich. In Nordrhein-Westfalen besuchten im Schuljahr 2019/20 mehr als ein Viertel (26,2 Prozent) aller 2,46 Millionen Schülerinnen und Schüler den evangelischen Religionsunterricht. Ein gutes Drittel (34 Prozent) nahm am katholischen Religionsunterricht teil. Im Schuljahr 2009/10 hatte der Anteil der Jungen und Mädchen, die am evangelischen Religionsunterricht teilnahmen, noch bei 28,7 Prozent gelegen. Den katholischen Religionsunterricht besuchten damals 37,3 Prozent aller Schüler.

In Bayern fiel der Rückgang noch stärker aus. Dort wählten im Schuljahr 2009/2010 noch gut 78,3 Prozent aller knapp 1,84 Millionen Schüler an allen allgemeinbildenden und beruflichen Schulen Religion als Fach. Zehn Jahre später sank der Anteil auf 66,5 Prozent der rund 1,65 Millionen Schüler, wie das bayerische Kultusministerium mitteilte.

Niedersachsen/Rheinland-Pfalz
Auch in Niedersachsen und Rheinland-Pfalz sank zwar der Anteil der Schüler, die am Religionsunterricht teilnehmen. Dafür nahmen mehr Schüler am Ethikunterricht teil. In Niedersachsen stieg der Anteil der Schüler, die einen wertevermittelnden Unterricht besuchten, von 89,3 Prozent im Jahr 2000 auf 95,6 Prozent im Jahr 2019. In Rheinland-Pfalz hat sich der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die Ethikunterricht anstelle des Fachs Religion wählten, in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppelt. Im laufenden Schuljahr lag er bereits bei über 25 Prozent, wie das Mainzer Bildungsministerium mitteilte.

Thüringen
Ein besonderes Bild zeigt sich in Thüringen. Dort ist zwar der Anteil der Schüler, die evangelischen Religionsunterricht hatten, seit 2010/11 gesunken. Zugleich sank aber auch die Zahl der Schüler, die überhaupt keinen wertegebundenen Unterricht besuchten, bis zum laufenden Schuljahr auf 0,8 Prozent. Im Schuljahr 1992/93 hatten noch 65,4 Prozent aller Schülerinnen und Schüler weder evangelischen, noch katholischen oder Ethik-Unterricht besucht.

Zuvor war der Anteil der Teilnehmer vor allem am evangelischen Religionsunterricht bis 2010/11 jedes Jahr gestiegen. Der sprunghafte Anstieg der Schülerzahlen im evangelischen Religionsunterricht Anfang der 1990er Jahre sei auf die deutsche Wiedervereinigung zurückzuführen, teilte die zuständige Referentin im Thüringer Bildungsministerium dem epd mit. Allerdings habe das weniger damit zu tun, dass man als gläubiger Mensch in der DDR nicht gut gelitten gewesen sei, sondern in erster Linie damit, dass erst ab dem Schuljahr 1991/92 überhaupt Religionsunterricht in der Stundentafel verankert worden sei.

Sachsen
Weniger als ein Viertel der Kinder und Jugendlichen in Sachsen nehmen am Religionsunterricht teil. Im laufenden Schuljahr sind es 23,7 Prozent aller Schülerinnen und Schüler im Freistaat, die im Fach evangelische oder katholische Religion unterrichtet werden, wie das sächsische Kultusministerium in Dresden auf Anfrage des Evangelisches Pressedienstes (epd) mitteilte. 2019/2020 betrug der Anteil noch 26,2 Prozent, zehn Jahre zuvor 26,6 Prozent.

Die Gesamtschülerzahl an den öffentlichen und privaten Einrichtungen in Sachsen stieg zwar insgesamt an - von 378.947 im Vorjahr auf 385.122 in diesem Jahr. Auf die Teilnehmerzahlen des Religionsunterrichtes schlägt sich dies aber nicht nieder. Laut Kultusministerium werden in diesem Jahr 91.166 junge Menschen in Religion unterrichtet, im vergangenen Schuljahr waren es noch 99.104.

Die Zahl der ausgebildeten Religionslehrer an den sächsischen Schulen stieg aber zwischen 2013 und 2021 dennoch an - laut Kultusministerium von 289 auf 700 Lehrkräfte im Fach Evangelische Religion sowie von 66 auf 140 Lehrkräfte im Fach Katholische Religion. Dagegen sank der Anteil von kirchlichen Lehrkräften von 685 im Schuljahr 2012/2013 auf 498 in diesem Schuljahr.

Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt haben im Schuljahr 2020/21 knapp 1.200 Schülerinnen und Schüler weniger den evangelischen oder katholischen Religionsunterricht besucht als noch ein Jahr zuvor. Hatten im Schuljahr 2019/20 noch 28.228 Schülerinnen und Schüler an einer der acht Schulformen den evangelischen Religionsunterricht besucht, sind es im laufenden Schuljahr nur noch 27.273, wie das Landesbildungsministerium in Magdeburg auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) mitteilte. Im katholischen Unterricht ging die Schülerzahl demnach um 220 auf 1.357 zurück, wobei das Ministerium hier für die Sekundarschulen in 2020/21 keine Angaben machte (2019/20: 67).

Damit fiel der Rückgang bei den Schülerinnen und Schülern im konfessionellen Unterricht stärker aus als bei der Gesamtschülerzahl. Diese sank im Schuljahresvergleich den Ministeriumsangaben zufolge nur geringfügig um knapp 200 auf rund 216.000. Umgerechnet besuchten damit im vergangenen Schuljahr rund 13,8 Prozent der Schülerinnen und Schüler an den verschiedenen Schulformen den evangelischen oder katholischen Religionsunterricht. Im laufenden Schuljahr sind es nur noch etwa 13,3 Prozent.

Zehn Jahre zuvor hatten sowohl die Schülerzahlen im konfessionellen Unterricht als auch deren Anteil an der Gesamtschülerzahl noch deutlich höher gelegen. So besuchten im Schuljahr 2010/11 laut Ministerium 29.751 Schülerinnen und Schüler in Sachsen-Anhalt den evangelischen Religionsunterricht, 1.498 weitere den katholischen. Gemessen an der Gesamtzahl von rund 214.850 Schülerinnen und Schülern entsprach das einem Anteil von rund 14,5 Prozent.

(epd)

Autor:

Online-Redaktion

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