Maßnahmenkatalog: Wie die Evangelische Kirche aus der Krise kommen will
Sparsam unterwegs: 11 Punkte für die Zukunft

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will künftig pointierter öffentlich Position beziehen und stärker mit Partnern von außerhalb der Kirche zusammenarbeiten. Gleichzeitig setzen Deutschlands Protestanten auf mehr Zusammenarbeit innerhalb der Landeskirchen und mit der EKD. Das sind die wesentlichen Punkte eines elf Punkte umfassenden Zukunftspapiers, das in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde. Es entstand in einem nach dem Reformationsjubiläum 2017 gegründeten Zukunftsausschuss.
„Wir müssen handeln“, sagt der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm angesichts der Mitgliederentwicklung seiner Kirche. „Die Kirche wird sparsamer und konkreter zu gesellschaftlichen Prozessen öffentlich Stellung nehmen“, heißt es in dem Papier. „Sie wird Zurückhaltung üben, wo der Rückbezug auf das Evangelium nicht deutlich und der Zusammenhang mit dem eigenen Handeln nicht exemplarisch erkennbar werden.“ Und: Die Kirche will mehr mit anderen zusammen machen. „Es wird weniger kirchliche Angebote geben, die auf eine Einwegkommunikation setzen", heißt es in dem Papier. "Wir dürfen nicht warten, dass die Menschen zu uns kommen", sagt Bedford-Strohm.
Als ein Beispiel, wie das künftig aussehen könnte, nennt er indes genau das Projekt, das in der evangelischen Kirche in den vergangenen Monaten wohl am umstrittensten war: Die aus der Kirchentagsbewegung heraus erwachsene Entscheidung, ein Schiff zur Seenotrettung ins Mittelmeer zu schicken. Hier hatte sich die Kirche mit gut 500 Organisationen im Bündnis "United4Rescue" zusammengetan.
"Ich bin überrascht, was wir neben aller Kritik für eine unglaubliche Zustimmung für das Projekt erhalten haben", sagt Bedford-Strohm. Vorwürfe, sich damit politisch einseitig zu positionieren, weist er zurück. "Die politischen Farbenlehren interessieren mich nicht", sagt Bedford-Strohm. "Ich will über Inhalte, die Theologie und Fragen des Glaubens diskutieren."
Ein wichtiges Thema des Papiers ist eine bessere Abstimmung der evangelischen Akteure untereinander. Manche Dinge, die heute noch in jeder Landeskirche stattfinden – von der Arbeit der Beauftragten für den interreligiösen Dialog bis zum Orgelsachverständigen – könnten von mehreren Landeskirchen gemeinsam erledigt werden. Oder gleich vom Kirchenamt der EKD in Hannover.
Die für viele Christen an der Gemeindebasis weit entfernt und zu-gleich bedrohlich mächtig wirkende Behörde, wird im Papier als "Dienstleister" für die Landeskirchen beschrieben. "Wir müssen uns die Frage stellen: Was kann besser koordiniert werden?", sagt Bedford-Strohm. Parallelstrukturen müsse die Kirche abbauen. "Wir wollen aber keinen Zentralismus; die Zeit, in der dieser Vorwurf die Diskussion prägte, ist vorbei", sagt Bedford-Strohm. "Es ist durchaus vorstellbar, dass auch vom Kirchenamt der EKD einzelne Aufgaben an Landeskirchen gehen."
Das Zukunftspapier soll auf der EKD-Synode im November in Berlin diskutiert werden.

Benjamin Lassiwe

Autor:

Online-Redaktion

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