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Gedenken an KZ-Befreiung

Mit mehr als 250.000 inhaftierten Menschen aus mehr als 50 Nationen war das 1937 errichtete KZ Buchenwald eines der größten Konzentrationslager im Dritten Reich. Mehr als 56.000 Menschen wurden dort von den Nazis ermordet. | Foto: Maik Schuck
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  • Mit mehr als 250.000 inhaftierten Menschen aus mehr als 50 Nationen war das 1937 errichtete KZ Buchenwald eines der größten Konzentrationslager im Dritten Reich. Mehr als 56.000 Menschen wurden dort von den Nazis ermordet.
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In Weimar ist am Sonntag an die Befreiung des KZ Buchenwalds vor 80 Jahren erinnert worden. Zu dem Gedenken waren auch zehn hochbetagte Überlebende angereist. Aus allen Reden war die Sorge vor einer Wiederholung der Geschichte herauszuhören.

Weimar (epd). Mit einem Gedenkakt ist am Sonntag in Weimar gemeinsam mit Überlebenden an die Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora vor 80 Jahren erinnert worden. Die beiden Lager in Thüringen waren die ersten KZ, die von US-Truppen am 11. April 1945 befreit wurden. Der Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, Jens-Christian Wagner, sprach von einer großen Ehre, dass die hochbetagten Überlebenden aus Israel, Polen, Frankreich, Rumänien und Belarus, darunter zwei über 100-Jährige, für das Gedenken an den Ort ihres Leidens zurückgekehrt seien.

Bei der Kranzniederlegung auf dem Appellplatz der Gedenkstätte sprach unter anderem der Holocaust-Überlebende und Vorsitzende des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora Naftali Fürst (92).  | Foto: TSK/Thomas Müller
  • Bei der Kranzniederlegung auf dem Appellplatz der Gedenkstätte sprach unter anderem der Holocaust-Überlebende und Vorsitzende des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora Naftali Fürst (92).
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Dieser Tag sei nicht nur ein Tag des Gedenkens, sondern auch Tag des Nachdenkens, was die Lehren aus den Nazi-Verbrechen von damals für uns heute bedeuten, sagte Wagner mit Hinweis auf den erstarkenden Rechtsextremismus und Rechtspopulismus

Auch Altbundespräsident Christian Wulff als Hauptredner warnte eindringlich vor der zunehmenden Verrohung und Radikalisierung der Gesellschaft. Verrohung sei das «schleichende Gift der Rechtspopulisten», sagte Wulff und zitierte die Worte der heute 103-jährigen Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer: «So hat es damals auch angefangen».

Wenn Friedländer heute so etwas sage, «dann muss uns das antreiben», sagte Wulff. Ideologen beschwörten heute permanent Krisen und redeten alles schlecht. Dieser Endzeitstimmung und diesem Kulturpessimismus müsse man sich entgegenstellen.

Wulff zog eine weitere Parallele zwischen gestern und heute. Thüringen sei auch damals trauriger Vorreiter bei der Machtergreifung der Nazis gewesen. Heute stelle die AfD im Landtag die größte Fraktion. Wer glaube, man könne die AfD entzaubern durch Einbindung, liege falsch, appellierte Wulff. Macht nutzten Rechtspopulisten zur Abschaffung der Demokratie. Nicht mit der AfD müsse man reden, sondern mit ihren Wählern.

Zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ waren hochbetagte Überlebende aus Israel, Polen, Frankreich, Rumänien und Belarus gekommen, unter ihnen auch Alojzy Maciak aus Polen (vorn l.)
 | Foto: Maik Schuck
  • Zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ waren hochbetagte Überlebende aus Israel, Polen, Frankreich, Rumänien und Belarus gekommen, unter ihnen auch Alojzy Maciak aus Polen (vorn l.)
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Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) sagte, die damalige Nähe des KZ Buchenwalds zur Kulturstadt Weimar zeige, dass Bildung, Kunst und moralische Selbstvergewisserung nicht immun machten gegen das Böse: «Hier die Stadt der Klassik, dort der Ort der Barbarei». «Goethe und Gewalt» würden sich nicht ausschließen. Diese Unmenschlichkeit sei es, «die uns heute so fassungslos macht», sagte Voigt. "Wir verschließen nicht die Augen. Wir gedenken der vielen – und wir sind dankbar für das Zeugnis der Überlebenden."

Ein solches Zeugnis legte am Vorabend des Gedenkens auch Naftali Fürst (92) ab. Er ist einer der Überlebenden von Buchenwald, dem Ministerpräsident Mario Voigt in Anerkennung seines lebenslangen Engagements für das Erinnern den Thüringer Verdienstorden verlieh. „Die Zeremonie ist nicht nur wichtig für mich, sondern ich nehme die Auszeichnung auch für die Menschen entgegen, die nicht mit uns sind, die nicht mehr erzählen können“, sagte Naftali Fürst. Er versprach, weiterhin nach Thüringen zurückzukehren, um über seine Erlebnisse zu sprechen – auch wenn das nicht leicht sei.

Der Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, Jens-Christian Wagner, sagte, der Tag sei nicht nur ein Tag des Gedenkens, sondern auch Tag des Nachdenkens, was die Lehren aus den Nazi-Verbrechen von damals für uns heute bedeuten. | Foto: Maik Schuck
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Fürst, der Vorsitzender des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora ist, sprach auch auf dem Appellplatz der Gedenkstätte Buchenwald. Hier wurde am Sonntagnachmittag das Gedenken mit einer Kranzniederlegung fortgesetzt. „Wir sind nur noch sehr wenige, bald werden wir Ihnen endgültig den Stab der Erinnerung weitergeben und damit verleihen wir Ihnen eine historische Verantwortung“, so Fürst an die Zuhörenden. Neun KZ-Überlebende waren laut Stiftung bei der Kranzniederlegung.

Als Rednerin war neben ihm auch die ukrainisch-deutsche Publizistin und Politikerin Marina Weisband (Grüne) vertreten. Als Nachfahrin der Überlebenden, spreche sie als "Brücke zwischen den Generationen", erklärte die Grünen-Politikerin. Das Grauen des Holocaust kenne sie nur "aus Erzählung, aus Schweigen, aus einem beinahe epigenetisch vererbten Schreck, mit dem ich aufgewachsen bin". 

Vertreter aus Politik und Kirche beim Gedenken: (v. l.) der ehemalige Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), Ulrich Neymeyr, katholischer Bischof im Bistum Erfurt, EKM-Landesbischof Friedrich Kramer, und EKM-Regionalbischöfin Friederike F. Spengler  | Foto: Maik Schuck
  • Vertreter aus Politik und Kirche beim Gedenken: (v. l.) der ehemalige Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), Ulrich Neymeyr, katholischer Bischof im Bistum Erfurt, EKM-Landesbischof Friedrich Kramer, und EKM-Regionalbischöfin Friederike F. Spengler
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Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat das Engagement von Zeitzeugen gewürdigt. Einige der letzten Überlebenden seien für die Gedenkfeier am Sonntag nach Buchenwald und Mittelbau-Dora zurückgekehrt, sagte Roth. "Für ihre Größe und Kraft, das Gedenken gemeinsam mit uns zu begehen und ihre Erinnerungen mit uns zu teilen, bin ich ihnen unendlich dankbar."

Dem unermüdlichen und schonungslosen Einsatz der Zeitzeugen sei es zu verdanken, "dass wir aus unserer Geschichte lernen, uns unserer Verantwortung stellen und unsere Demokratie bewahren und verteidigen können - im Sinne eines kraftvollen Erinnerns für die Zukunft", so Roth.

Überschattet waren die Gedenkfeiern von einem Streit um eine geplante Rede des deutsch-israelischen Philosophen Omri Boehm. Diese war laut Gedenkstätte auf Druck der israelischen Regierung abgesagt worden, die Boehm unter anderem vorwirft, den Holocaust zu verharmlosen. Der Enkel einer Holocaust-Überlebenden gilt als Kritiker der Regierung von Premier Benjamin Netanjahu.

Mit mehr als 250.000 inhaftierten Menschen aus mehr als 50 Nationen war das 1937 errichtete KZ Buchenwald eines der größten Konzentrationslager im Dritten Reich. Mehr als 56.000 Menschen wurden dort von den Nazis ermordet.

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