Podcast mit Friederike Spengler und Michael Roth
Rechtmäßig Kriege führen?
- Podium mit Dr. Friederike F. Spengler (l.), Dr. Sebastian Kranich und Michael Roth(r.)
- Foto: Foto: EAT
- hochgeladen von Dr. Sebastian Kranich, Ev. Akademie Thüringen
Zwei Lebenswege, zwei Überzeugungen, ein gemeinsames Ringen: In diesem von Akademiedirektor Dr. Sebastian Kranich moderierten Streitgespräch treffen die Regionalbischöfin Dr. Friederike Spengler und der frühere Staatsminister für Europa Michael Roth aufeinander. Ausgangspunkt ist ein unscheinbarer, aber brisanter Satz in Artikel 16 der Confessio Augustana, der „rechtmäßige Kriege“ für erlaubt hält – ein Bekenntnissatz, der bis heute Ordinationen mitträgt. Von dort aus öffnet sich ein Spannungsfeld zwischen historischer Theologie, täuferischer Gewaltkritik und den brennenden Fragen nach Krieg, Frieden und Verantwortung im 21. Jahrhundert.
Dr. Spengler erzählt von irritierten Gemeindegliedern, die im Gesangbuch auf CA 16 stoßen und spüren: So kann man heute eigentlich nicht mehr reden und doch gilt der Text offiziell weiter. Geprägt von ihrer DDR-Biografie versteht sie Pazifismus nicht als private Gesinnung, sondern als Teil der „DNA des christlichen Glaubens“. Sie fordert eine ehrliche, für Gemeinden verständliche Neuinterpretation der Bekenntnistexte und hält an einem klaren ethischen Nein zu Atomwaffen fest – aus der Logik des „gerechten Friedens“, der Gewalt begrenzen, Freiheit schützen, Not lindern und die Schöpfung bewahren soll. Ihre Frage an Kirche und Politik lautet: Warum gibt die Kirche diese kritische, korrigierende Stimme preis?
Michael Roth antwortet aus der Perspektive des Politikers, der Entscheidungen treffen musste, bei denen es buchstäblich um Leben und Tod ging. Auch er weiß um Schuld und Ambivalenz, kommt aber zu einem anderen Ergebnis: Wer angegriffene Gesellschaften wie die Ukraine sich selbst überlässt, macht sich ebenso schuldig wie derjenige, der Waffen liefert. Gerechter Frieden bedeute mehr als Waffenstillstand – ohne Freiheit und Selbstbestimmung bleibe er leere Hülle. Roth plädiert für eine Kirche, die ihre Stärke als Minderheit nutzt: als Raum, in dem Widersprüche ausgehalten, pazifistische und interventionistische Positionen ernst genommen und in Respekt miteinander ausgetragen werden.
Der Podcast lädt dazu ein, sich in diese Spannung hineinzubegeben. Ohne einfache Antworten, aber mit großer Ernsthaftigkeit für Glauben, Politik und Gewissen.
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