Aus dem Friedenszentrum
Für gerechten Frieden eintreten

- Dem Vortrag Friedrich Kramers (2. v. r.) schloss sich eine lebhafte Diskussion an. Pfarrerin Susanne Büttner (Mitte mit Mikro) fordert der Reihe nach auf.
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Hannover am Morgen des 2. Mai. Wiederum zieht es zahlreiche Besucher ins Ökumenische Friedenszentrum nahe dem Steintor. Diesmal wollen sie die Bibelarbeit und den Vortrag von Friedrich Kramer hören. Und wie schon gestern, als Margot Käßmann die ersten beiden Programmmpunkte übernommen hatte, sichert rechtzeitiges Erscheinen nicht nur die besten Plätze im Saal des Veranstaltungszentrums „Rotation“, sondern überhaupt welche.
Von Angela Stoye
Kramer, Friedensbeauftragter des Rates der EKD, kommt nicht nur mit Gitarre zur Begleitung von Friedensliedern in den Saal, sondern auch gleich zur Sache. Die „geistliche Waffenrüstung“, über die Paulus in seinem Brief an die Epheser schreibt (6, 10-17), buchstabiert er mit seinen Zuhörern durch. Der Apostel verwende Machtbilder wie den „Panzer der Gerechtigkeit“, den „Schild des Glaubens“, den „Helm des Heils“ oder das „Schwert des Geistes“ und deute sie geistlich um. So erinnere er daran, nicht zu verzagen angesichts der eigenen geringen Macht.
Die Friedensfrage sei christologisch zentral. Dass Christus ein Friedensfürst sei, leugne heute keiner mehr. Und: „Ich bin froh, dass wir die Lehre vom gerechten Krieg hinter uns gelassen haben. Den kann es nicht geben, aber den gerechten Frieden.“ Man brauche Menschen, „die bereit sind, immer wieder vom Frienden zu reden, die mutig die Friedensbotschaft von Jesus Christus sagen“.
In seinem Vortrag erinnerte Friedrich Kramer an die 2007 erschienene EKD-Denkschrift „Aus Gottes Frienden leben – für gerechten Frieden sorgen“. In ihr sei das Leitbild vom gerechten Frieden verbindlich festgelegt worden. Es habe das Bild vom gerechten Krieg ersetzt. Gerechter Friede sehr mehr als die Abwesenheit von Gewalt. Zu ihm gehörten auch Freiheit, Menschenwürde, Leben ohne soziale Not und in kultureller Vielfalt. Krieg werde grundlegend geächtet. Ausnahmen seien schwerste Menschenrechtsverletzungen und die Selbstverteidigung nach Überfall (Artikel 51 in der Charta der Vereinigten Nationen). Die Friedenssynode der EKD 2015 habe das noch einmal bekräftigt. „Wir waren damals überzeugt, dass derartige Kriege in Europa vorbei wären“, so Kramer.
Der Überfall Russlands 2022 auf die Ukraine habe Menschen entsetzt und Solidarität ausgelöst. Große Uneinigkeit bestehe über die Frage der Waffenlieferungen. Zwar habe Kanzler Olaf Scholz Waffenlieferungen in die Ukraine strikt abgelehnt. Dennoch sei Deutschland heute – nach den USA – der zweitgrößte Waffenlieferant. Legitim sei die Selbstverteidigung der Ukraine nach Artikel 51. „Aber wie können wir garantieren, dass unsere Waffen keine Unschuldigen treffen? Beinhaltet die Pflicht zur Nothilfe auch die Verpflichtung zur Waffenhilfe?“
Gegen Ende seines Vortrages ging Friedrich Kramer auf den 2021 in vielen Staaten in Kraft getretenen Atomwaffenverbotsvertrag ein. Er beobachte mit Sorge die Wiederbelebung der Debatte, ob man Atomwaffen nicht doch zur Abschreckung brauche. Dagegen setzt er ein klares Nein. An seine Zuhörer appellierte der Bischof, dafür einzutreten, dass Deutschland den Atomwaffenverbotsvertrag endlich unterzeichnet.




Autor:Angela Stoye |
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