Kommentar
Für Frieden ohne Illusion

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Seit 1960 ist er ein fester Termin der Friedensbewegung: Der erste deutsche Ostermarsch war ein Protest gegen die Stationierung atomarer Kurzstreckenraketen.

Von Markus Springer

Für eine Renaissance der Ostermärsche sorgte 1979 der Nato-Doppelbeschluss. Auch viele Christen sind der Ostermarschbewegung von jeher verbunden. Ein ungeklärter Konflikt blieb, ob sich der Protest nur gegen die Stationierung von US-Atomraketen richten sollte oder auch gegen russische. Nun droht der russische Diktator Wladimir Putin mit dem Einsatz von Atomwaffen, und eine Lebenslüge ist geplatzt, die die Reste der Friedens- und Ostermarschbewegung bisher zusammengehalten hat. Denn deren bisheriger »Minimalkonsens« waren die Gegnerschaft zur Nato und fatale Russland-Illusionen.

Es ist unerträglich, wenn Zeitgenossen, die die Schreckensbilder aus der Ukraine nicht ertragen, den Überfallenen zu einer möglichst raschen Kapitulation raten, wie es jüngst das Frankfurter Ostermarsch-Urgestein Willi van Ooyen tat. Und das Aktionsbündnis gegen die Münchner Sicherheitskonferenz forderte nur Tage vor dem russischen Überfall auf die Ukrai­­ne: »Stoppt den Kriegskurs der Nato-Staaten«. Nun ist nicht mehr zu leugnen: Wladimir Putin führt einen Vernichtungskrieg gegen ein Land, dessen Fehler es war, in seiner überwiegenden Mehrheit die eigene Zukunft in Europa, in Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu sehen.

Ostern 2022 ist es Zeit aufzuwachen: Russland darf diesen Krieg nicht gewinnen. Was der Ukraine widerfährt, droht sonst auch dem Baltikum, Moldawien, Polen. Der Frieden in Europa kann nur gegen Putins Russland verteidigt werden. Zu dieser Einsicht muss – so schmerzlich es für sie sein mag – auch die Ostermarschbewegung kommen.

Foto: Markus Springer
Autor:

Online-Redaktion

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