Predigttext
Frieden vererben

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So bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Kind; wenn aber Kind, dann auch Erbe durch Gott. Galater 4, Vers 7


Die Krippe unterm Weihnachtsbaum meiner Kindheit stammte von den Großeltern. Es war deren Geschenk zum ersten Christfest der noch jungen Familie. Meine Eltern hielten es dann ebenso.

Von Jürgen Schilling

Sogar der Stil der Krippenfiguren, die wir von ihnen zum ersten Weihnachten mit eigenem Kind geschenkt bekamen, ähnelte dem der großelterlichen Krippe.

Es gibt vermutlich kein anderes Fest, das so traditionenbehaftet ist wie Weihnachten. Ob Fisch oder Wiener Würstchen, Kugeln oder Strohsterne, die Bescherung vor oder nach dem Besuch der Christvesper – in vielen Familien bleibt die jeweilige Tradition über Generationen hinweg bewahrt. Neben dem Stil der Krippe hat mein Großvater ein Weiteres mitgegeben an Sohn und Enkel, Pfarrer wie er. Von ihm stammt der Rat: Zu Heiligabend gehört kein Predigttext auf die Kanzel, allein die Weihnachtsgeschichte nach Lukas. Er nannte das: Kasus predigen, nicht Paulus.

Diese Grundentscheidung macht es mir als Prediger nicht leichter. In der Weihnachtsgeschichte steckt so viel drin. Die Krippe ist voll von Verheißungen. Worauf den Fokus legen? Welches Thema gehört zu diesem Weihnachtsfest 2023?

Manches liegt nah: Der verkündete Frieden, er fehlt. Der fehlende Raum in der Herberge ist Realität für viele Menschen unserer Zeit. Anderes liegt fern: Über süßen Engelsgesang oder golden glänzendes Stroh in der Krippe mag ich in diesem Jahr nicht predigen.

Mein Fokus fällt auf Bethlehem. Auf das Bethlehem, in das Maria und Josef ziehen, weil ihre Vorfahren von dort stammen. Auf das Bethlehem heute, im Westjordanland. Auf Väter und Mütter, die damals wie heute ihren Kindern viel mitgeben. Auf Kinder, die erben werden, dort wie hier, und die entscheiden müssen, wie sie mit diesem Erbe verfahren.

In der Krippe meiner Eltern waren mir die Hirten die liebsten. Keine Draufgänger, keine Besserwisser. Eher vorsichtig Distanz wahrend und doch nahe beim Eigentlichen. Sie breiten das Wort aus, „welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war“. Die Erben der Hirten sind wir. Und so geben auch wir weiter, was ins Herz aller Menschenkinder gehört: Friede auf Erden bei den Menschen von Gottes Wohlgefallen! So wird Weihnachten.

Der Autor ist Superintendent des Kirchenkreises Halberstadt. 

Jürgen Schilling | Foto:  Elmar Egner
Autor:

Online-Redaktion

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