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Fähigkeit zum Dialog

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Von Joachim Liebig

Die Kirchenzeitung ist nicht der Ort, die politische Dimension der gescheiterten Erhöhung des Rundfunkbeitrags zu kommentieren. Sehr wohl aber ist das Thema einige grundsätzliche Anstriche zu medialer Öffentlichkeit wert. Die Vorhaltungen an die öffentlich-rechtlichen Medien, sie seien anfällig für politischen Gefälligkeitsjournalismus, sind alt. Die jeweiligen politischen Lager sind dabei austauschbar. Stets wiederkehrend werden auch kirchenkritische Beobachtungen in den Medien markiert. Mag sein.
Im Kern aber geht es um die Frage, ob wir als Gemeinschaft in unserem Land weiter auf dem Weg voran gehen wollen, wo jeder und jede sich eigene Informationskanäle zusammensucht, die dann vorzugsweise nur die eigene Meinung bestätigen. Nie zuvor gab es dazu so viele Optionen. Die Folgen sind bereits absehbar: Aus redaktionell nicht verantworteten Quellen werden im Netz ganze Weltbilder entworfen, die durch die Realität kaum gedeckt sind. Öffentlich-rechtliche Medien müssen sich stets neu dem Anspruch stellen, nicht nur Teile der Wirklichkeit abzubilden. Ihr Auftrag verpflichtet sie dazu, und damit sind sie zu behaften – eben weil sie wesentlich öffentlich finanziert werden. Daran habe ich als Vertreter von Kirche ein vitales Interesse.
Die Erfahrungen unserer ökumenischen Partner in Ländern ohne öffentlich-rechtliche Medien bestärken mich in dieser Haltung. Es geht aktuell also nicht nur um Cent-Beträge, sondern um unsere Fähigkeit zum Dialog als Gesellschaft. Das gesellschaftliche Miteinander in unterschiedlichen Meinungen ist für mich Ausdruck meiner im Glauben gründenden Mitverantwortung für die Welt.

Der Autor ist Kirchenpräsident in Anhalt und Mitherausgeber der Kirchenzeitung.

Kirchenpräsident Joachim Liebig
Autor:

Online-Redaktion

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