Protest gegen den Krieg
Canossa liegt in Ostwestfalen

Berthold Keunecke wirbt für den Frieden. | Foto: epd-bild/Ralf Bittner
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Pfarrer Berthold Keunecke verrichtet seit über einem halben Jahr bei Wind und Wetter seinen Dienst im ostwestfälischen Herford – mit bloßen Füßen. Über die Hintergründe sprach er mit Katrin Nordwald.

Sie laufen barfuß, um für Frieden in der Ukraine zu werben. Auf welche Vorbilder berufen Sie sich?
Berthold Keunecke: Wenn ich Gemeindegliedern den Aspekt der Buße erklären möchte, erinnere ich oft an den berühmten Gang nach Canossa, den Kaiser Heinrich barfuß zurücklegen musste. Dieser kriegerische Kaiser kann aber nicht mein Vorbild sein – viel eher der Heilige Franziskus in der Geschichte vom «Wolf von Gubbio». In der tritt Franziskus als Schlichter auf, indem er den Wolf, der die Menschen von Gubbio terrorisierte, mit eben denen versöhnte. Der Wolf musste versprechen, auf Angriffe und auf Raub zu verzichten, dafür versorgten ihn die Leute von Gubbio seitdem. Franziskus hat dies Versöhnungswunder in der ärmlichen Kleidung des Bettelmönches und barfuß vollbracht, also ohne irgendwelche Zeichen von weltlicher Macht. Ich glaube, dass der bewusste und gezielte Verzicht auf Machtmittel ein wichtiger Schritt hin zur Deeskalation von Konflikten sein kann.

Wie sind die Reaktionen?
In der Gemeinde und in meiner Bekanntschaft wird das Zeichen von vielen verstanden. Die wachsende Brutalität des Ukraine-Krieges und die Ausweglosigkeit der weiteren Eskalation treibt auch viele andere Menschen um. Dass wir da umkehren müssen – ein heutiges Wort für die alte Bezeichnung «Buße tun», – leuchtet vielen ein. Die deutliche Ansage des Apostels Paulus im Römerbrief, dass das Böse nicht mit Bösem, sondern mit Gutem bekämpft werden muss, kommt bei den kleinen Leuten wohl besser an als in der politischen Klasse.

Setzen Sie sich eine Frist, wann Sie die Barfuß-Buße beenden wollen?
Ich will nicht riskieren, krank zu werden oder bleibende Schäden an meinen Füßen davonzutragen. Deshalb werde ich, wenn es nötig ist, eben doch auch Schuhe anziehen. Ich will aber diese sich zum Protest wandelnde Bußübung, wenn irgend möglich, so lange fortsetzen, bis die Eskalationsspirale im Ukraine-Krieg durch Deeskalationsschritte umgedreht werden kann, bis konkrete Friedensverhandlungen möglich werden.

(epd)

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Online-Redaktion

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