Erziehung und Corona
"Aber du wolltest doch Kinder!"

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"Aber du wolltest doch Kinder!", sagt meine Bekannte und zuckt mit den Schultern, während ich am liebsten wie Rumpelstilzchen aufstampfen möchte. Ja! Sehr sogar! Aber doch nicht in einer Pandemie! Das sprichwörtliche Dorf, das es braucht, um Kinder großzuziehen, gibt es im Lockdown nicht. Die Straßen zu Großeltern, Freunden, Kindergarten, Schule, Krabbeltreff und manchmal auch zur Kirche sind abgeschnitten. Eltern sind allein mit ihren Kindern und fühlen sich allein gelassen. Bald schon ein Jahr in dieser surrealen Zwischenwelt.

Von Katja Schmidtke

Ein Kantor erzählte mir einmal: Schon in normalen Zeiten steht die Kinder- und Jugendarbeit auf wackligen Beinen. Jeder Personalwechsel bei der Christenlehre, jeder Ausfall macht sich bemerkbar – sofort und Jahre später. Wer heute nicht in den Kindergottesdienst geht, singt morgen nicht im Jugendchor, lässt sich übermorgen nicht als Lektor ausbilden oder übernimmt Verantwortung im Gemeindekirchenrat. Klar, so pauschal kann man das nicht sagen; kein Leben verläuft geradlinig.
Mein Punkt ist: Kinder werden in der Pandemie entweder als Problem gesehen oder überhaupt nicht gesehen. Ihr Recht auf Bildung und Kontakt wird völlig ins Private verlagert; die Eltern sollen neben ihrer Erwerbsarbeit alles ersetzen oder zumindest emotional auffangen, was für die Kinder gerade ausfällt. Und das ist viel. Kinder sind nicht nur die Zukunft (in der sie unsere Renten und Corona-Schulden bezahlen), sie sind auch heute schon die Gegenwart. Sie sind!
Sie sind kleine Menschen, die nicht öffentlich für sich einstehen können. Unsere Größe bemisst sich daran, ob wir es für sie tun: Für die Kinder in unseren Wohnungen und für die Kinder, die nicht einmal eine Wohnung haben.

Autor:

Katja Schmidtke

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