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Folge 19 – 1960 und 1961 (Teil 2)
Neue Wege beim Gemeindeaufbau

In der Gemeindearbeit werden neue Wege ausprobiert und beschritten. Ein ausführlicher Beitrag zum Gemeindeaufbau im Juni 1960 beschreibt, dass das Gemeindebewusstsein nachlässt, wenn der Pfarrer nicht mehr im Dorf wohnt.

Von Dietlind Steinhöfel

Deshalb müsse man die Vergrößerung der dörflichen Pfarrstellen eindämmen. Besonders fällt auf, dass sich neue Formate entwickeln. So wird mehrfach über Familiengottesdienste berichtet und erklärt, welchen Sinn und welche Form sie haben. Bisher gab es Kindergottesdienste nach dem Hauptgottesdienst. Dieser, so meint ein Autor, sei zwar wichtig, aber eine "Notlösung". In seiner Gemeinde feiere man einmal im Monat nun einen Familiengottesdienst. Vor allem, weil Familien in der Woche kaum Zeit miteinander hätten. So äußert sich eine Mutter positiv, dass sie nun gemeinsam mit ihren Kindern Gottesdienst feiern könne.

Zudem entstehen in vielen Gemeinden kleine Theatergruppen, "Spielgemeinde" oder "Spielschar". Kurze Stücke werden geschrieben und als "Anspiele" zu Beginn von Gottesdiensten aufgeführt. "Glaube und Heimat" druckt 1961 jeden Monat ein kleines Anspiel mit Regieanweisung von Pfarrer Walter Görnandt ab, das dieser jeweils zum Monatsspruch verfasst.

Zum Männersonntag im Oktober 1960 setzen sich die Teilnehmer damit auseinander, ob man als moderner Mensch Christ sein könne. Denn vor allem die Jugend stehe in der Auseinandersetzung zwischen dem in der Schule vermittelten Weltbild und dem Glauben.

Der Leipziger Theologe Gottfried Voigt setzt sich in drei Vorträgen, die von der Kirchenzeitung wiedergegeben werden, mit der Kirche von morgen und ihren Gliedern auseinander. Die Kirche wird anders aussehen, so der Referent. "Wir befinden uns in einem Sichtungs- und Scheidungsprozess." Gegner der Kirche sähen in der Abwanderung der Mitglieder das angekündigte Ende der Kirche. Doch dass die Kirche zu einer "kleine Herde" würde, spräche nicht gegen ihr Wesen und ihren Auftrag. Voigt äußerte, es sei kein guter Zustand gewesen, dass früher die Kirchenzugehörigkeit zum guten Ton gehörte und davon auch das bürgerliche Vorwärtskommen abhängig gewesen sei. "Christ wurde man häufig, nicht indem man das Kreuz Jesu auf sich nahm, sondern indem man es mied." Man müsse den Mut haben, wieder "Salz" zu sein.

Berichtet wird von drei Landesjugendsonntagen im Juli 1961 in Gotha, Meiningen und Gera. Fast 2000 Jugendliche hätten teilgenommen. Musikalisch begleitet wurden die Treffen von Jugendwart Eberhard Laue und seiner Weimarer Sängergruppe. Zudem wurde ein Verkündigungsspiel von Walter Görnandt aufgeführt.

Fundstücke
Frauenmangel: Im Herbst 1960 tritt die 3. Thüringer Synode erstmals zusammen. Die Kirchenzeitung schreibt: "Es fiel auf, dass sich unter den Neugewählten nur zwei Frauen befanden." Deshalb sei gleich der Wunsch geäußert worden, dass unter vier weiteren Mitgliedern, die von der Synode zusätzlich gewählt werden können, auch Frauen sein sollten.
Landeskirchenrat: Nach dem Tod von OKR Gerhard Säuberlich wird auf der Thüringer Synode 1960 Ingo Braecklein zu seinem Nachfolger gewählt.
Zitat: "Die Kirche von heute darf nicht den Anspruch haben, Kirche des Volkes zu sein, sondern kann nur Kirche für das Volk und im Volk sein", sagte der Düsseldorfer Präses Joachim Beckmann vor Berliner Studenten.

Autor:

Online-Redaktion

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