Ukrainische Schüler
Wowa will’s wissen

Volodymyr will das Fachabitur machen. | Foto: kna-bild/Julia Steinbrecht
  • Volodymyr will das Fachabitur machen.
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Irgendwas mit IT oder Mathematik würde er gerne machen, sagt Volodymyr Pustovyi. Aber es geht nicht voran, so sein Eindruck. Volodymyr, Spitzname Wowa, ist einer von Tausenden Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine, die wegen des Krieges ihre Heimat verlassen haben und nun an deutschen Schulen unterrichtet werden.

Von Joachim Heinz

Der 17-Jährige kam vor neun Monaten aus Odessa nach Bonn. Aufnahme fanden er und seine Mutter im ehemaligen Internat des Aloisiuskollegs. An dem Jesuitengymnasium konnte er zunächst in die neunte Klasse gehen. Dann aber wurde er an die Internationale Förderklasse eines Berufskollegs geschickt. "Ich weiß nicht, was ich an dieser Schule soll", klagt Wowa. Der Matheunterricht habe ein Niveau wie in der 5. Klasse. Vor einigen Jahren war Wowa schon einmal längere Zeit in Deutschland. Deswegen kann er sich verständigen. Zugleich räumt er ein, dass er weiter an seinen Deutschkenntnissen feilen muss. Doch warum kann das nicht neben der Teilnahme an einem regulären Unterricht geschehen?

Wer Antworten auf diese Frage sucht, landet in den Untiefen des deutschen Bildungswesens. Auch ohne die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine, Syrien oder Afghanistan ist das System auf Kante genäht. "Für die derzeit circa 200 000 ukrainischen Schülerinnen und Schüler bräuchten wir eigentlich rund 14 000 Lehrkräfte zusätzlich, die wir nicht haben", bringt es der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, auf den Punkt. Entscheidend bleibe, wie schnell die Kinder in der Lage sind, dem Unterricht sprachlich zu folgen, sagt Meidinger. Für die Deutsch-Förderung braucht es allerdings nicht nur Personal, sondern auch Platz. Der fehlt in vielen Schulen.

Die Länder versuchen gegenzusteuern. So verweist das nordrheinwestfälische Schulministerium auf Rahmenkonzepte und Erlasse. Die Bestimmungen sehen mehr Spielräume vor, etwa bei der Nutzung von Unterrichtsräumen außerhalb des Schulgeländes oder der kurzfristigen Reaktivierung von pensionierten Lehrkräften. An welche Schulen die Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine kommen und wie dann zu verfahren ist, darüber entscheiden die Behörden vor Ort.

Wowa fühlt sich in der Internationalen Förderklasse unterfordert. Viele dort tätige Lehrerinnen und Lehrer fühlen sich dem Vernehmen nach dagegen überfordert. Es sei kaum möglich, in den oft vollen Klassen den Schülern gerecht zu werden, die aus ganz unterschiedlichen Ländern mit ganz unterschiedlichen Kenntnissen nach Deutschland gekommen sind.

"Der Krieg hat vieles durcheinandergebracht", seufzt Wowa. Aufgeben will er nicht. "Ich hoffe, ich finde eine andere Schule und kann dann das Fachabitur machen."

 (kna)

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Online-Redaktion

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