Orgel für die ganze Familie
Warum die Orgel mal Post bekommen sollte

Orgel erleben: Mädchen an der 300 Jahre alten Bielfeldt-Orgel in der St.-Wilhadi-Kirche in Stade | Foto: epd-bild/Dieter Sell
  • Orgel erleben: Mädchen an der 300 Jahre alten Bielfeldt-Orgel in der St.-Wilhadi-Kirche in Stade
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Eine Begegnung ist Christa Kirschbaum besonders im Gedächtnis geblieben. Vor Jahren machte die Landeskirchenmusikdirektorin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau eine Kirchenführung für Erstklässler.

Von Annika Schmitz

Die betraten das Gotteshaus und schauten hinauf zur Orgelempore. "Ist das da oben eine Heizung?", fragte einer. Auf einer Tagung an der Universität Vechta haben Experten über das Thema "Orgel und Musikvermittlung" gesprochen. 2021 war ihr Jahr: Die Orgel war, so hat es die Konferenz der Landesmusikräte in Deutschland beschlossen, "Instrument des Jahres" und folgt damit unter anderem auf Saxofon, Geige, Posaune und Kontrabass.

Die Angebote für Orgel stoßen auf Interesse. Denn die Orgel fasziniert. Das Instrument steht meistens auf Emporen: Pfeifen sind zwar zu sehen, der Spieltisch hingegen zumeist nicht. "Dadurch hat die Orgel für viele Menschen etwas Geheimnisvolles, aber auch Anonymes", erklärt die Professorin für liturgisches Orgelspiel, Christiane Michel-Ostertun. Die Kirchenmusikerin gibt seit 30 Jahren Orgelkonzerte für Kinder. Eine erste Herausforderung kann schon die Organisation sein: Möglichst nahe am Spieltisch sollen die Kinder sitzen, notfalls muss das Bild der Musizierenden per Leinwand in den Kirchenraum übertragen werden. 30 bis 50 Minuten dauert ein solches Konzert, erklärt die Professorin. Eine Geschichte wird über Sprechtexte erzählt, die Orgel spielt dazu. Die jungen Konzertbesucher sollen Klangfarben und musikalische Charaktere kennenlernen und die Königin der Instrumente als "Geschichtenerzählerin" erleben. Die Orgel spricht in "Orgelsprache", und es braucht die Übersetzung in Menschensprache, sagt Michel-Ostertun.

An solche Übersetzungsleistungen gibt sich auch Landeskirchenmusikdirektorin Christa Kirschbaum. In einem Buch hat sie Ansätze unterschiedlicher Experten zusammengetragen. Da besteht unter anderem die Möglichkeit, das Instrument auch kulinarisch kennenzulernen: Beispielsweise durch eine Verbindung von Orgelkonzert und Weinprobe. Warum nicht einmal die Orgelmusik mit Tanz verbinden, fragt sie, und regt an, auf das berühmte Kirchenlied "Großer Gott, wir loben Dich" einen Walzer zu tanzen. Eine andere Möglichkeit: Die Menschen sollen aus dem Urlaub eine Postkarte an ihre Orgel schicken. Diese Grüße stärken auch die Beziehungen der Gemeinden untereinander. Und wer Orgelpatenschaften für einzelne Pfeifen vergibt, holt noch einmal Leute von außerhalb leichter mit ins Boot. Denn darum geht es vor allem: um Interaktion.

(kna)

Orgel für Kinder:
Ein Orgelkonzert für Kinder geben die Kantorin Johanna Bergmann und der Gemeindepädagoge Hendrik Hillermann am 5. Juli, 17 Uhr, in der Kirche von Ohrdruf.

Zu einem Schnupper- und Trainingstag laden Eva-Maria und Otto-Bernhard Glüer am 23. Juli von 10 bis 18 Uhr nach Prettin ein. Sie zeigen und erklären Kindern die Orgel, diese dürfen aber auch selber das Orgelspiel probieren.

Eine Orgelfahrt mit parallelem Angebot für Kinder bieten sie am 24. Juli an: Dautzschen (14 Uhr), Prettin (15.30 Uhr) und Uhr Düßnitz (17 Uhr) sind die Stationen. Anmeldung: Telefon (03 53 86) 2 24 99 oder E-Mail eglueer@web.de

Ein Orgelkindertag für Mädchen und Jungen der ersten bis sechsten Klasse wird am 27. und 28. Juli in Herzberg (Elster) ausgerichtet. Zum Programm gehören der Bau einer funktionstüchtigen Orgel, Spiel und Spaß sowie zum Abschluss am Donnerstag das Familienkonzert „Die Orgelmaus“. Infos und Anmeldung: Gemeindepädagoge Torsten Jachalke, E-Mail gp@kirche-herzberg.de

Autor:

Online-Redaktion

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