Welt-Down-Syndrom-Tag am 21. März
So schön, auf der Welt zu sein!

Fabian Dinsing, ein junger Mann mit Down-Syndrom aus Würzburg, schauspielert im inklusiven "Theater Augenblick". Hier ist er im Clownsstück "Korrekte Lebenslust" in einer Szene mit Schauspielern Laura Juretzka zu sehen. | Foto: epd-bild/Pat Christ
  • Fabian Dinsing, ein junger Mann mit Down-Syndrom aus Würzburg, schauspielert im inklusiven "Theater Augenblick". Hier ist er im Clownsstück "Korrekte Lebenslust" in einer Szene mit Schauspielern Laura Juretzka zu sehen.
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Die Kassen übernehmen künftig die Kosten für vorgeburtliche Bluttests auf das Down-Syndrom. Kritiker fürchten, dass dadurch mehr Frauen abtreiben werden. Fabian Dinsing hat das Down-Syndrom. Er ist glücklich, etwa wenn er ein Theaterstück aufführt.

Von Pat Christ

Fabian Dinsing ist glücklich, wenn er ein neues Theaterstück einübt. «Korrekte Lebenslust» heißt die jüngste Produktion, in der er sich engagiert. Der 26-Jährige mit Down-Syndrom aus Würzburg gehört dem inklusiven «Theater Augenblick» an. Es bietet Menschen mit kognitivem Handicap die Chance, als Schauspieler Geld zu verdienen. Vor 23 Jahren, als das Ensemble entstand, war das noch ein ungewöhnlicher Gedanke: Können geistig behinderte Menschen Theater machen?

Einen Flop hat das «Theater Augenblick» noch nie erlebt. Die Stücke faszinieren, berühren. Das, sagt Theaterleiter Stefan Merk, liegt eben an den sehr speziellen Akteuren. Deren Lust, sich auf der Bühne zu verwirklichen, ist immens, wie Fabian Dinsing bestätigt: «Ich spiele immer total gern. Und ich mag jedes Stück von uns.»

Die Stücke einzustudieren, erfordert viel Zeit. In manchen Produktionen stecken fast zwei Jahre Arbeit. Genau hier beginnt ein großes Problem: Inklusive Theaterarbeit zu finanzieren, ist schwierig. «Der Pflegesatz bei Kunst und Kultur müsste an die Inklusionsziele der UN-Behindertenrechtskonvention angepasst werden», wünscht sich Stefan Merk zum Welt-Down-Syndrom-Tag am 21. März.

Vorurteile bauen sich umso stärker ab, je intensiver die Menschen miteinander in Kontakt kommen. Umgekehrt verfestigen sich falsche Vorstellungen, wenn es keine Möglichkeit der Begegnung gibt. Das kann gravierende Konsequenzen haben. Viele Eltern zum Beispiel fürchten sich davor, ein Kind mit Down-Syndrom zur Welt zu bringen. «Sie glauben, dass sie dann ein Kind haben werden, das lebenslang pflegebedürftig bleibt», sagt Nicole Rüther, Elternberaterin beim Münchner Verein «Down Kind». Dies sei eine unbegründete Angst, betont die 44-Jährige, die einen Bruder und eine neunjährige Tochter mit Down-Syndrom hat.

Ihre Tochter habe eine Aura, die Menschen sofort in Bann ziehe: «Sind wir irgendwo im Urlaub, fahren die Leute immer gleich auf sie ab.» Aufgrund ihrer eigenen positiven Erfahrungen ermutigt die Elternberaterin Väter und Mütter, Ja zu einem Kind mit Down-Syndrom zu sagen.

Eltern, denen die Courage dafür fehlt, haben es künftig leichter als bisher, ein solches Kind abtreiben zu lassen - sollen doch nichtinvasive Pränataltests (NIPT) auf die Trisomien 13, 18 und 21 voraussichtlich ab Frühjahr Kassenleistung werden. Der Gemeinsame Bundesausschuss gab hierfür bereits grünes Licht.

Dabei handelt es sich um Bluttests, die seit zehn Jahren in Deutschland zugelassen sind. Nichtinvasive Pränataltests mussten bisher selbst bezahlt werden. Dabei können Kosten von mehr als 400 Euro anfallen. Dass Frauen, die dafür das Geld nicht haben, bisher keine Tests erhielten, wurde kritisch gesehen.

Für Nicole Rüther ist die Neuregelung schwierig. Eltern, die trotz eines solchen Frühhinweises ein «Down-Kind» bekommen, würden womöglich noch stärker als bisher unter Druck geraten. So könnte es sein, dass sie sich häufig mit dem Satz auseinandersetzen müssen: «Das hättet ihr doch testen lassen können.» Oder: «So ein Kind muss man doch heute nicht mehr bekommen.»

Baran Blodt hingegen findet es gut, dass nichtinvasive Pränataltests bald bezahlt werden. Blodt, die dem Vorstand des Elternkreises Down-Syndrom Mainz angehört, hat einen sieben Jahre alten Sohn mit Down-Syndrom: «Wir hatten damals in der Schwangerschaft keinerlei Tests gemacht.» Als das zweite Kind unterwegs war, machten die Eltern Tests, weil sie sich auf ein womöglich beeinträchtigtes Kind einstellen wollten. «Hätte auch unser zweites Kind ein Down-Syndrom gehabt, hätten wir uns dennoch für es entschieden», betont die Mainzerin. Das Paar wollte sich jedoch ein Nein offenhalten, wäre eine noch sehr viel gravierendere Behinderung diagnostiziert worden. (epd)

Autor:

Katja Schmidtke

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