Männer unter Erwartungsdruck

Am Gipfelkreuz: Die Leserreise unserer Kirchenzeitung führte eine Männergruppe im September vorigen Jahres auf den Heiligen Berg Athos. Dort wanderten die Männer von Kloster zu Kloster.  | Foto: Harald Krille
  • Am Gipfelkreuz: Die Leserreise unserer Kirchenzeitung führte eine Männergruppe im September vorigen Jahres auf den Heiligen Berg Athos. Dort wanderten die Männer von Kloster zu Kloster.
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Männer unter ErwartungsdruckErfahrung: Männer suchen Anlässe der Gemeinschaft, die ihren Lebensgefühlen
entsprechen, wie beispielsweise Pilgern oder meditative Wanderungen.

Deutsche Männer sehen sich nach Einschätzung eines Experten einem wachsenden Erwartungsdruck ausgesetzt. Sie sollten zuerst gute Väter sein, zugleich aber auch die Haupternährer der Familie, sagte der Geschäftsführer des Evangelischen Zentrums Frauen und Männer, Martin Rosowski. Dieses Dilemma war eines der Themen auf der Jahrestagung der Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Dazu waren etwa 50 Experten aus den landeskirchlichen Mitgliedseinrichtungen in Eisenach zusammengekommen.
Das zunehmende Tempo gesellschaftlicher Veränderungen würde auch Männer vor die Frage stellen, was zu bewahren ist und wie sie sich auf Veränderungen etwa durch die Digitalisierung, den Zwang zur Selbstoptimierung oder die Zuwanderung einstellen wollen, sagte Rosowski. Gerade in Krisensituationen fehlten den Männern dann aber meist kompetente Ansprechpartner.
Viele Männer seien zudem heute nicht mehr bereit, sich den ihnen zugewiesenen Rollennormen zu unterwerfen. Männer und Väter wollten heute auf andere Weise ihre Verantwortung in der Familie übernehmen, als es die Leitbilder früherer Generationen vorgaben. »Die einschlägigen Studien belegen eindeutig: wenn Männer die völlig freie Wahl hätten, dann würden sie ihre Aufgaben und Pflichten mit ihren Partnerinnen gleichberechtigt teilen«, sagte Rosowski.
Dabei bleibe ein Männerleben risikobelastet, sagte Rosowski. Die Suizidrate sei bei jungen und älteren Männern extrem hoch, tödliche Verkehrsunfälle beträfen junge Männer in hohem Maße und auch einen Großteil der Straftäter stellten Männer. Rechte politische Kreise versuchten zudem, die scheinbare Krise der Männlichkeit mit ausgrenzenden und einengenden Normen auszunutzen. »Gerade als christliche Männerarbeit wollen wir den menschenfeindlichen Kräften aber nicht das Feld überlassen«, betonte der Theologe, der neben der Leitung des Evangelischen Zentrums Frauen und Männer in Hannover auch den Fachbereich Männerarbeit der EKD verantwortet.
Im kirchlich-gemeindlichen Alltag machen sich Männer nach Rosowskis
Beobachtung eher rar. Männer engagierten sich gern, wenn sie das Gefühl haben, gebraucht zu werden, beispielsweise bei der konkreten Hilfe für Menschen in Not. »Meist scheinen sie aber das Gefühl zu haben, dass die Kirche eher für andere da ist: Kinder, Jugendliche, Frauen, Alte und Gebrechliche.« Als autonome und leistungsfähige Normalbürger glaubten sie, dass sie keine kirchliche Betreuung benötigen.
Dennoch sei im vergangenen Jahrzehnt die emotionale Annäherung vieler Männer an die Kirche wieder gewachsen. Allerdings suchten sie Anlässe der Gemeinschaft, die ganz konkret ihren Lebensgefühlen entsprechen, wie beispielsweise Pilgern oder meditative Wanderungen. Hier machten sie spirituelle Erfahrungen, die ernst genommen werden sollten.
(epd)

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