Die gute Nachricht
Klänge, die ein Lächeln zaubern

Musiktherapeutin Barbara Cramm hatte die Idee zum Projekt. | Foto: Conny Mauroner
  • Musiktherapeutin Barbara Cramm hatte die Idee zum Projekt.
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Dick eingepackt, die Jacken bis oben hin zugeknöpft. Mit hochgezogenen Schultern stehen Lisbeth und Helgard vor der neuen Klangwand im Garten des Apoldaer Carolinenheims. Das ungemütliche, nasskalte Wetter mit Temperaturen knapp über null Grad schreckt sie nicht ab. Sie wollen Musik machen, und wenn es nur für ein paar Minuten ist.

Von Conny Mauroner

Gute zwei Meter hoch und mindestens genauso breit ist die Klangwand, vor der die beiden stehen. An ihr befestigt sind gut zwei Dutzend Instrumente: Xylophone, Trommeln, Gongs und Bambusglocken. Die neue Klangwand ist der Star. Sie ist ein beliebtes Ziel der Bewohner des Senioren- und Behindertenheims. „Aber auch Kinder des Diakonie-Kindergartens ›Grönlandsonne‹ kommen regelmäßig hierher, um gemeinsam zu muszieren“, berichtet Barbara Cramm, die das Projekt „Klangwand“ in Gang gebracht hat.

Die Idee dazu kam ihr bei einer kleinen Recherche im Internet. Gesucht hatte sie eigentlich nach Instrumenten. Gefunden hatte die Musiktherapeutin aber Bilder einer Klangwand. Der Gedanke, Musik niederschwellig und frei zugänglich für alle zu machen, begeisterte sie. „Auch bei meinem Chef lief ich offene Türen ein. Die Kollegen waren ebenso begeistert und haben mich toll unterstützt.“


„Musik ist unsere Ebene, miteinander zu kommunizieren“

Dank einer Spende der Share Value Stiftung wurde die Klangwand angeschafft. „Eine Investition, die in jedem Fall lohnt.“ Barbara Cramm bindet die Instrumente gern in ihre Therapiestunden ein, freut sich aber auch, wenn die Heimbewohner die Klangwand individuell benutzen. „Die Instrumente sind alle aufeinander abgestimmt. Viele Menschen können gemeinsam musizieren, ohne dass es schief klingt. Und dabei können sie gleichzeitig ihre Feinmotorik trainieren.“

Eigentlich hat Barbara Cramm Schulmusik studiert, schwenkte dann aber auf die Oper um und stand bald auf Bühnen in ganz Deutschland. Später machte sie sich selbstständig, besuchte Kitas und begeisterte dort Kinder für Musik.

Parallel dazu bildete sich Barbara Cramm als Musiktherapeutin weiter. 2021 nahm sie die Stelle im Carolinenheim an. Eine neue Herausforderung. „Diesen Job wollte ich schon immer machen. Er rundet mein Berufsleben perfekt ab.“

Jeder Morgen beginnt für sie mit dem Frühstücksradio. Von 8.15 Uhr bis kurz vor neun gibt es Lieder und Neuigkeiten für die Bewohner des Heims. Im Anschluss sitzt sie dann am Klavier für die Andacht, manchmal hält sie diese auch selbst. Aussegnungen, Abendmahle – Barbara Cramm ist mit dabei und begleitet auch den Pfarrer musikalisch. „Ihr Job“, sagt sie, „ist herausfordernd, aber auch so vielseitig. Oftmals sind es die kleinen Erfolge, die zählen.“

Die Musiktherapeutin berichtet von einer Bewohnerin, die nach einem Schlaganfall nicht mehr aufstehen kann. „Wenn ich ihr mit der Gitarre Lieder vorspiele und dazu singe, stimmt sie mit ein. Musik ist unsere Ebene, miteinander zu kommunizieren.“

Musik nimmt die Angst, und sie macht glücklich. „Das ist etwas, was ich auch jeden Tag an der Klangwand beobachten kann. Dort wird gelacht und gekichert.“

Inzwischen ist auch Rainer zur Klangwand gekommen, er gesellt sich zu den Frauen. Rainer sitzt im Rollstuhl, kann sich kaum artikulieren. Mit etwas Hilfe nimmt er einen Klöppel in die Hand und schlägt damit rhythmisch aufs Xylophon. „Viele Menschen hier sind in ihrer Wahrnehmung, Aktivität und auch den Ausdrucksmöglichkeiten eingeschränkt, und genau da dockt die Musik an. Und wie man sehen kann, weckt sie Lebensgeister.“ Das Strahlen in Rainers Gesicht beweist es.

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