Keine Schuldfrage

Von Michael Kleemann

Wenn du morgens aufwachst und weißt, wer dran schuld ist, hat der Tag schon mal Struktur«, sagt der Satiriker. Die Herausforderungen für unsere Kirche sind groß, und bei vielen ist die Haut dünn geworden. Enttäuschung, Trauer und Ärger sind Paten des Burnout und brandgefährlich. Das wissen wir, seit es Pegida gibt.
Woran ich mich gerade reibe ist der Sound, der viele Debatten in unserer Kirche bestimmt. Ich höre immer wieder den Generalvorwurf an »die da oben«. Professor Michael Domsgen hat gerade erst mit unserer Kreissynode über Zukunftsfragen von Kirche gearbeitet. Nüchtern und ohne Larmoyanz ist sein Blick auf die gesellschaftlichen Veränderungen. Und die betreffen uns alle, ob in Gera, Stendal oder Eisenach.
Die Frage, wer daran Schuld trägt, dass Gemeinden schrumpfen und Pfarrbereiche sich vergrößern, führt uns weg von der eigenen Verantwortung. Jede Region in der EKM muss eigenverantwortlich nach angemessenen Wegen suchen. Es ist Illusion, auf ein Patentrezept zur Rettung von »oben« zu warten. Diese Haltung trägt Misstrauen und Missgunst zwischen den einzelnen Ebenen in unsere Kirche ein; zwischen Kirchenleitung und -gemeinden und zwischen Haupt- und Ehrenamt.
Das sollten wir nicht zulassen und schon gar nicht befeuern; stattdessen uns gemeinsam versichern, dass Jede und Jeder an seinem Platz das Beste sucht und will. Mit den je eigenen Talenten. Deshalb werden wir im Kirchenkreis Stendal erst einmal die eigenen Ressourcen nutzen und für einige Jahre unseren Stellenplan einfrieren. Die gewonnene Zeit brauchen wir zum Durchatmen und zur Neuausrichtung. Und wir werden in der Zwischenzeit die Hände gewiss nicht in den Schoß legen.
Der Gastkommentator ist Superintendent des Kirchenkreises Stendal.

Autor:

Online-Redaktion

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