Gesundheit
Wald als Kraftquelle

Foto: pixabay.com/seac68

Wie gut ein Waldspaziergang für Seele und Körper ist, spürt jeder, der sich ab und an ins Grüne wagt. Schon im Mittelalter wurde empfohlen, den Wald zur Förderung der Gesundheit aufzusuchen.

Von Franciska Bohl

Heute ist „Waldbaden“ der neue Trend. Doch Bäume haben einen noch viel stärkeren Effekt auf unsere Gesundheit, als weitläufig bekannt ist.

„Geh ins Grün des Waldes, und du wirst Heilung erfahren, allein indem du dort bist und atmest“ – das wusste Hildegard von Bingen schon vor mehr als 900 Jahren. Die Benedik­tinerin und Universalgelehrte, deren Naturmedizin heute noch Anwendung findet, schwor damals schon auf die „Grünkraft des Waldes“.

Auch Sebastian Kneipp, der im 19. Jahrhundert die Kaltwassertherapie entwickelte, empfahl, zum „Luftbaden“ den Wald aufzusuchen, und riet ­seinen Patienten: „Man bleibe unterwegs einige Minuten stehen und ziehe ganz langsam tief Atem holend die frische Luft ein, halte sie ein wenig in der Lunge zurück und atme sie dann wieder aus. Am günstigsten geschieht dies in einem Walde, besonders in einem Fichtenwalde.“

In den 1980er-Jahren erwiesen japanische Forscher unter der Leitung von Professor Qing Li, dass der Wald heilende Kräfte hat, und begannen, die Wechselwirkung zwischen Wald und menschlicher Gesundheit zu erforschen. Seit 2004 gibt es an der Universität Tokio das erste Forschungsinstitut für Waldmedizin in Japan. In Deutschland hat das „Wald­baden“ erst in den vergangenen Jahren richtig an Bedeutung gewonnen. Einen großen Anteil daran, dass auch hierzulande die gesundheitsfördernde Wirkung der Bäume stark in das Bewusstsein der Menschen gerückt ist, hat unter anderem Clemens G. Arvay.

Der erst vor einigen Monaten im Alter von 42 Jahren verstorbene Biologe und Sachbuchautor beschreibt in seinem Buch „Der Biophilia-Effekt“ eindrücklich die „Heilkraft aus dem Wald“. So belegt er, dass Baum­kronen Sendestationen sind und die Luft dort „Anti-Krebs-Terpene“ mit anti-kanzerogener und immunstärkender Wirkung enthält, ihr Ein­atmen also wie ein Heiltrunk wirkt.


"Demnach erhöht nur ein einziger Tag in einem Waldgebiet die Zahl der natürlichen Killerzellen im Blut um durchschnittlich fast 40 Prozent"

Demnach erhöht nur ein einziger Tag in einem Waldgebiet die Zahl der natürlichen Killerzellen im Blut um durchschnittlich fast 40 Prozent. Wer zwei Tage im Wald verbringt, kann die Anzahl sogar um mehr als 50 Prozent steigern.

Diese verblüffende Wirkung erklärt Arvay unter anderem mit dem „Biophilia-Effekt“, einem Begriff, der wörtlich übersetzt „Liebe zum Leben“ bedeutet. Dahinter steckt das menschliche Bedürfnis, sich mit anderen Lebewesen zu verbinden. Da der Mensch, so Arvay, aus der Natur komme und in ihr sich entwickele, sei er Teil des „Netzes des Lebens“, wie alle anderen Lebensformen auch. Der „Biophilia-Effekt“ trete ein, wenn der Mensch sich ­wieder mit seinen Wurzeln verbinde.

Im Wald treffe das Immun­system, eine Art „unsichtbare Antenne des Körpers“, auf miteinander, etwa über Botenstoffe, kommunizierende Pflanzen. Wer die Luft des Waldes einatmet, atmet also auch einen Cocktail aus bioaktiven Sub­stanzen ein. Dazu gehören auch die genannten Terpene, pflanzliche ­Sekundärstoffe, die über Haut und Lunge aufgenommen werden.

Der Gehalt der Anti-Krebs-Terpene in der Waldluft ändert sich im Laufe der Jahreszeiten. So ist die Konzentration im Sommer am höchsten und im Winter am niedrigsten. Im April und Mai steigt sie rasch an und erreicht von Juli bis ­August ihren Höhepunkt. Im Waldesinneren sind sie am höchsten konzentriert, da dort der Baum­bestand dichter ist und die Blätter und Nadeln der Bäume eine besonders reiche Quelle darstellen.

Wenn feuchtes Wetter herrscht, etwa bei Nebel oder bei Regen, schwirren besonders viele der gesunden Terpene in der Waldluft umher. „Unsere Erfahrung“, bestätigt Clemens G. Arvay in seinem Buch, „täuscht uns also nicht, wenn uns ein Waldspaziergang nach einem Regenguss ganz besonders gut zu tun scheint.“

Autor:

Online-Redaktion

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