Wort zur Woche
Sieh an, was gibt’s denn da zu sehen?

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Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.
Sacharia 9, Vers 9b

Siehe. Schau hin. Richte deinen Blick nach vorn. Es gibt etwas zu sehen." – An manchen Tagen würde ich die Augen gern geschlossen lassen. Der trübe Novembernebel schränkt die Sicht ein und lässt schwer erkennen, wer oder was von Weitem kommt.

Momentan sehe ich nur das, was mir direkt vor Augen ist. Vor ein paar Wochen noch etwas, das in scheinbar gesunder Distanz nur ab und an meinen fernen Horizont streifte, ist mir das Coronavirus und alles, was damit einhergeht, so nah auf den Pelz gerückt, dass es mir schwerfällt, dahinter noch anderes zu entdecken. Steigende Infektionszahlen, überlastete Intensivstationen, abgesagte Planungen, Gereiztheit in der Gesellschaft. Ich habe es nicht kommen sehen, und nun ist alles wieder da. So, wie im letzten Jahr. Die Verschnaufpause war kurz.

Siehe. Schau hin. Richte deinen Blick nach vorn. Es gibt etwas zu sehen. Echt? Hinter all den Hiobsbotschaften und den Nebelbänken der Unsicherheit, was die kommenden Wochen bringen, wird Jesus angekündigt. Er kommt als der, der das mitbringt, wonach der Ruf gerade laut zu sein scheint, weil es daran mangelt: Gerechtigkeit und Hilfe. In diesem Jahr fällt es mir schwerer, zwischen den vielen Argumentationen, Maßnahmen und Auseinandersetzungen immer wieder nach einem gerechten Weg zu suchen. Es kostet mich auch mehr Kraft, zu sehen, wo meine Hilfe gebraucht wird. Es scheint, ich muss mich in diesem Jahr aufraffen, damit sich der Novembernebel lichtet und der Blick frei wird für den, der kommt – für mich und für andere. Statt Kleidung lege ich ihm Worte hin, die versuchen, beide Seiten zu hören und zu verstehen, aber nicht davon abweichen, dass wir Christen Leben schützen müssen. Statt Palmen möchte ich ihm mit Ideen zuwinken, die mich aus meinem Selbstmitleid über das, was nicht werden kann, herausholen und das Leben in den nächsten Wochen für andere etwas besser machen.

Damit ich Weihnachten wieder an der Krippe stehen und sagen kann: Ich habe ihn nicht kommen sehen, aber nun ist er da. So, wie im letzten Jahr. Gerecht und helfend.

Nina Spehr, Pastorin in Jena

Foto: privat
Autor:

Online-Redaktion

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