Nachgefragt
Nur kein Mittelmaß

Vikar Alex Brandl | Foto: epv/McKee

Der angehende Pfarrer Alex Brandl soll beim Deutschen Evangelischen Kirchentag im Juni in Nürnberg bei einem der Haupt-Abschlussgottesdienste unter freiem Himmel auf dem Kornmarkt predigen. Bammel vor dem großen Auftritt hat der 36-Jährige nicht. Der Münchner Vikar steht hin und wieder auf einer Bühne und spricht auch mit seinen Pod-casts und per Instagram ein größeres Publikum an. Jutta Olschewski sprach mit ihm über seine Vorbereitungen.

Sie haben sich wirklich nicht beworben, um beim Kirchentags-Abschlussgottesdienst die Predigt zu halten?
Alex Brandl: Nein, wirklich nicht. Warum ich ausgewählt wurde, weiß ich nicht, die genauen Prozesse im Hintergrund sind mir nicht bekannt. Aber sie werden wohl über meinen Instagram-Kanal (@alpha.oh.mega.) auf mich aufmerksam geworden sein. Das Gefühl, das machen zu dürfen, ist gut: Ich kommuniziere gerne, ich verkündige gerne und ich erzähle gerne. Meine Bühnenerfahrung kommt mir da sicher zugute. Seit ich Student war, habe ich Theater gespielt. Immer noch stehe ich als Statist in der Münchner Staatsoper auf der Bühne – eine meiner Paraderollen ist als Baum im Smoking.

Sie haben vermutlich noch nie so lange Zeit gehabt, eine Predigt vorzubereiten. Ist das für Sie eher gut oder eher schlecht?
Neulich hatte ich einmal eine Stunde, um eine Predigt zu schreiben, als ich für einen Kollegen eingesprungen bin. Von meiner Aufgabe beim Kirchentag weiß ich bereits seit Oktober, also habe ich quasi fast ein halbes Vikariat zur Vorbereitung. Das sind zwei Extreme. Für mich ist es aber sehr gut, wenn ich Zeit habe, denn ich kann nun mit Menschen ins Gespräch kommen, die wenig Verbindung zum Kirchentag, aber Kontakt zum Glauben haben. Ich bin beispielsweise mit einem Menschen in Kontakt, der transident ist, also ein Mann, der im Körper einer Frau geboren wurde. Von ihm kann ich erfahren, wie viele Verletzungen auch durch Kirche passiert sind – und wie vielleicht Versöhnung möglich ist. Solche Erkenntnisse möchte ich einfließen lassen in die Predigt.

In einem Ihrer Podcasts sagen Sie, dass Sie „höfliches Mittelmaß“ nicht mögen. Für Sie soll es rotzfrech sein oder gelassen und still. Sie sagen da, „ich will eine heillos heruntergekommene Kirche. Und eine grotesk aufgebrezelte Kirche. Ich will eine linksgrünversiffte und eine bürgerlich-wertkonservative Kirche“. Kann also sein, dass Sie in Ihrer Predigt auch Leuten auf die Füße treten. Müssen Sie Ihren Text zuvor dem Kirchentag vorlegen?
Es wird nichts zensiert, ich kann das predigen, was ich einreiche. Vom Präsidium des Kirchentags kommen inhaltliche Anregungen für die Predigt. Es gibt vermutlich aber zuvor eine Runde mit den anderen Predigenden, in der man sich abspricht, damit es nicht zu Dopplungen kommt.

(epd)

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Online-Redaktion

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