Wort zur Woche
"Marlen, glaubst du an Gott?"

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Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.
Micha 6, Vers 8

Ich komme in den Klassenraum. Alle Schüler machen sich bereit für den Unterricht. Ich begrüße die Kinder mit unserem gemeinsamen Spruch: „Jesus Christus ist das Licht der Welt.“ Plötzlich wird die Begrüßung durch Karl unterbrochen: „Marlen, glaubst du an Gott?“ Stille. Alle Blicke sind auf mich gerichtet, voller Erwartung auf meine Antwort. Ich schweife kurz mit meinen Gedanken ab …

Ja, ich glaube! Aber sieht man mir das denn nicht an? Erfülle ich nicht die Erwartungen an eine Religionslehrerin, die an Gott glaubt? Na klar!, denke ich. Ich halte Gottesdienste, begleite Menschen im Gespräch, beschäftige mich mit kirchlichen Angelegenheiten, bin in der Kirchengemeinde, im Gemeindekirchenrat aktiv. Was sind eigentlich die Aufgaben, die Erwartungen an uns Christen? Ist denn am Ende entscheidend, dass ich jede Aufgabe erfülle? Jeder Erwartung gerecht werde?

Antwort gibt uns der Wochenspruch. Das klingt nach: Also los jetzt, du weißt, was du zu tun hast! Aber sind diese drei knappen Grundsätze so einfach? Gerechtigkeit tun. Liebe üben. Demütig mit Gott mitgehen. Wie soll ich das schaffen? Ich kann doch Konflikten und unangenehmen Menschen nicht aus dem Weg gehen! Nein, das habe ich bis heute nicht geschafft. Ich kann meinen Schülern nicht nur angenehme Dinge sagen. Ich muss sie korrigieren und manchmal zurechtweisen. Deswegen habe ich allen Grund, demütig vor Gott zu sein und ihn zu bitten: „Vergib mir, wo ich an mir anvertrauten Menschen schuldig geworden bin.“ Wo es möglich ist, bitte ich auch diese Menschen um Vergebung. So versuche ich, Gottes Wort zu halten, Liebe zu üben und demütig zu sein vor meinem Gott. Ich gehe den Weg mit Michas Worten im Kopf, Herzen und Bauch weiter mit der Gewissheit: Gott ist gerecht, Gott ist die Liebe und Gott geht voran.

Und so kann ich mit einer ehrlichen Antwort den Religionsunterricht starten.

Marlen Schönemann, Religionslehrerin, Erfurt

Foto: privat
Autor:

Online-Redaktion

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