Wort zur Woche
Kein simples Vorher-Nachher-Schema

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Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.
2. Korinther 5, Vers 17

Ein großer Satz. Ein steiler Satz. So steil, dass manchen Abschreibern des griechischen Textes beim Kopieren die Nerven durchgingen. Es gibt Bibelhandschriften, dort ist „das Alte vergangen und alles neu geworden.“ Doch die große Mehrzahl der Handschriften zeigt, dass Paulus vorsichtiger formulierte: „Siehe, Neues ist geworden.“ Ist also nicht einmal durch die Auferstehung Christi alles neu geworden? Nein, offensichtlich nicht. Was die Schöpfung quält, hat sich am Ostersonntag nicht in Luft aufgelöst. Was Menschen sich und anderen antun, wiegt schwer.
Mich spricht diese Differenzierung der biblischen Verheißung sehr an. Der Apostel nimmt den Mund nicht zu voll. Und weil er das tut, kann ich seinen Zuspruch ernst nehmen. Neues ist geworden. In der Nachfolge Christi werde ich ein neuer Mensch. Das Alte ist tatsächlich vergangen.
Wie kriege ich das zusammen? Wie bleibt mein Herz offen für den Ostersieg Christi und zugleich sensibel für Unrecht und Leid? Eine Spur dafür legen die Osterberichte selbst: Es gibt – bei allem Neuwerden – eine Kontinuität von „alt“ und „neu“. Der Auferstandene trägt die Wundmale. Die Jünger erkennen ihn, als er – wie damals! – das Brot mit ihnen bricht. Durch die Taufe werden wir in diesen Bruch mit dem Alten und in das unbesiegbar Neue hineingezogen (Röm 6,1-4). Wir sind dieselben – neugeworden. Das Neu-Werden durch Christus lässt das Alte vergangen sein – doch es wird nicht ideologisch abgespalten, es bleibt verwandelt präsent.
Diese Verhältnisbestimmung von „alt“ und „neu“ könnte auch für unsere Gesellschaft heilsam sein. Kein gnadenlos simples Vorher-Nachher-Schema. Kein „In-der-DDR-war-alles-Mist“, und auch kein „Früher-war-alles-besser“. Meine Vergangenheit – im Guten wie im Schlechten – begleitet mich. Sie wird durch Christus verwandelt, doch sie ist nicht weg. Sünde wird vergeben, doch nicht bagatellisiert. Gutes bleibt ewig erhalten – ohne Selbstgerechtigkeit. Neues ist geworden. Dank sei Gott!

OKR André Demut, Evangelisches Büro, Erfurt

Foto: privat
Autor:

Online-Redaktion

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