Predigttext
"Ich kann nur himmlisch"

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Jesus Christus spricht: Mein Reich ist nicht von dieser Welt.Johannes 18, Vers 36a
Sagen Sie mal, Herr Pfarrer, machen Sie auch weltliche Trauerfeiern oder nur kirchliche?“ fragt mich der Bestatter am Telefon. „Die Angehörigen, die gerade bei mir sitzen, wollten, dass ich Sie das mal frage.“
Von Christoph Backhaus
Ich stutze und bin im ersten Moment sprachlos. Worauf die Leute so kommen?! Nach einer kurzen Pause fange ich mich und antworte ruhig in das Telefon: „Also ich kann nur himmlische Trauerfeier.“ Nun folgt eine kurze Pause auf der anderen Seite des Telefons, dann die etwas verunsicherte Nachfrage des Bestatters, was das nun konkret für diesen Fall bedeute. Ich sage, dass ich in Ruhe mit den Angehörigen sprechen möchte, damit beide Seiten eine verantwortliche Entscheidung treffen können.
Ja, himmlisch kann ich, so wie das wahrscheinlich Trauerredner weltlich können. Die blicken ja auf das Leben der Verstorbenen in dieser Welt, gespickt vielleicht mit der einen oder anderen Hoffnung, dass da nach dem Tod noch irgendwie etwas ist, und wenn es nur bei der Erinnerung an den oder die Verstorbene bleibt. Meine Hoffnung ist himmlisch, anders könnte ich meinen Dienst bei den vielen Angehörigen und offenen Gräbern nicht tun.
Jesus selbst sagt es dem Pilatus im Verhör deutlich: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Und wer das Leben Jesu verfolgt, weiß, dass Sein das Himmelreich ist. Dieses verkündet er, dieses bringt er zu den Menschen. Zugleich stand er mit beiden Beinen mitten im Leben und in dieser Welt, so wie er auf die Menschen zugegangen ist. Dennoch sagt er: Macht die Augen auf, da ist noch so viel mehr unter, neben und über euch, nicht nur das, was ihr auf den ersten Blick seht.
So schaue ich gerne auf das Leben der Verstorbenen in dieser Welt, mit allem, was es ausgemacht hat, und zugleich suche ich nach den Spuren Gottes in diesem Leben der Verstorbenen. Sie sind ja die Brücke in das andere Reich, von dem Jesus spricht. Das Reich, welches nicht von dieser Welt ist, sondern ganz anders. So mein Vertrauen und meine Hoffnung.
Wir stehen auf dem Friedhof, der Bestatter, die Angehörigen, die es gerne weltlich wollten, und ich. Mein Blick geht hoch, und über uns alle wölbt sich der Himmel, und ich denke: Ja, ich kann nicht weltlich, nicht kirchlich, ich kann nur himmlisch.
Der Autor ist Pfarrer im Pfarrbereich Knau-Triptis im Kirchenkreis Schleiz.


Autor:Online-Redaktion |
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